Beginn der Kandiatenzeit nach EQE in Industrie?

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Industrie PA

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Hallo zusammen,

ich bin seit 4 Jahren in der Industriepatentabteilung und habe die EQE bestanden. Um was anderes zu sehen, erwäge ich den Wechsel in eine Kanzlei und wäre nicht abgeneigt, die deutsche Ausbildung noch anzufangen. Hat jemand Erfahrung, ob Kanzleien da mitmachen, in welchem Status man aufgenommen wird (ist ja schliesslich kein Anfänger mehr) und wie das finanziell aussieht?

Wäre über Erfahrungsberichte sehr dankbar.
 
P

PA neu

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das hängt von der Kanzlei ab, die Sie beschäftigen soll.

Ich habe in fast deckungsgleicher Situation die Ausbildung in der Kanzlei gewählt und hatte 30% weniger Gehalt, da die Meinung in der Kanzlei war, dass ich nichts von Belang auf dem Niveau der Kanzlei beherrschen würde. (Gleiches gilt dort für fertige Anwälte, die nicht in dieser Kanzlei ausgebildet wurden, und zur Not genommen werden müssen) Das war im Rückblick gesehen gar nicht einmal so ganz falsch, da in meiner Ausbildungszeit Wert auf Ausbildung nicht auf Umsatz gelegt wurde und stets unendlich viel Zeit beim Ausbilder verbracht werden konnte, Hagen natürlich bezahlt wurde samt Büchern etc, natürlich mußte ich für Hagen keinen Urlaub nehmen , hatt tagsüber genug Zeit mich mit Hagenthemen zu beschäftigen (was gewünscht war) und am Wochenende wollte man mich nicht sehen. Ob man sich das antun muß sei dahingestellt , im Nachhinein bin ich über die intensive Ausbildung in sämtlichen Bereichen (viel Marken, Lizenzverträge, kartellrechtliche Fragen, usw) froh und würde es wieder machen.
 
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Industrie PA

Guest
Danke für die ausführliche Stellungnahme.

Gibt es denn eigentlich auch noch andere Möglichkeiten von der Industrie nur mit EQE in eine Kanzlei zu wechseln außer als Kandidat?
 
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Patentanwalt

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Industrie PA schrieb:
Danke für die ausführliche Stellungnahme.

Gibt es denn eigentlich auch noch andere Möglichkeiten von der Industrie nur mit EQE in eine Kanzlei zu wechseln außer als Kandidat?
Ja, die Möglichkeit gibt es. Es gibt Patentanwaltskanzleien, die Patentingenieure einstellen. Eine überörtliche Kanzlei hat die E-Mail-Adresse patentanwalt (at) gmx.de
 
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Gert

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Alle großen Kanzeleien nehmen natürlich gerne Leute mit EQE, die dann die Arbeit wegschaffen. Die einschlägigen Namen sollten ja hinlänglich bekannt sein. Da ist mir keine Kanzlei bekannt, die bei entsprechender Eignung nicht jemanden aus der Industrie als Patentingenieur einstellt. Meine Meinung dazu: Da würd ich in der Industrie bleiben, einfach weil man dann den Vorteil hat, nicht in der 2. Reihe zu sitzen.

Die Frage war aber nach einem Beginn der Kandidatenzeit. Und das geht natürlich grundsätzlich schon, wie oben schon beschrieben wurde. Allerdings wird man dann nicht sehr viel anders behandelt als ein "normaler" Kandidat auch, so wie das auch schon treffend dargestellt wurde.

Meine persönliche Meinung zur EQE: Ein riesengroßer Quatsch, der mit der Praxis in einer Kanzlei nullkommanull zu tun hat. Wenn ich hier das abliefern würde, was in der EQE verlangt wurde, könnte ich mir nächste Woche eine neue Kanzlei oder neue Mandanten suchen. Deshalb: Ob mit oder ohne EQE: sch....egal.
 
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candid art

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Alle großen Kanzeleien nehmen natürlich gerne Leute mit EQE, die dann die Arbeit wegschaffen. Die einschlägigen Namen sollten ja hinlänglich bekannt sein. Da ist mir keine Kanzlei bekannt, die bei entsprechender Eignung nicht jemanden aus der Industrie als Patentingenieur einstellt.

Mir schon. In unserer überörtlichen Kanzlei werden gar keine Patentingenieure angestellt. Auch mit den übrigen Argumenten meines Vorredners bin ich irgendwie nicht einverstanden. "Bleib in der Industrie" hift doch nicht weiter. Offensichtlich will sich der Mann / die Frau etwas umorientieren. So ein Anwaltsdasein ist sicher nicht verkehrt. Wenn Du in der Industrie bist und mit Patentanwälten zu tun hast, könntest Du doch sicher einen Deal mit denen machen. Vielleicht, daß Du als Kandidat angemeldet wirst, während Du noch zumindest für einige Zeit in Deiner Firma arbeitest.

Außerdem: Mag sein, daß die EQE nichts mit der Praxis zu tun hat - kann ich noch nicht beurteilen. Aber Deine 4 Jahre Berufserfahrung sicher schon. Außerdem steigt der "Wert" des Anwalts nachweislich mit bestandener EQE! Von daher ist es sch...egal, ob die EQE praxisnah ist oder nicht.
 
P

PA griesgrämig

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candid art schrieb:
[Wenn Du in der Industrie bist und mit Patentanwälten zu tun hast, könntest Du doch sicher einen Deal mit denen machen. Vielleicht, daß Du als Kandidat angemeldet wirst, während Du noch zumindest für einige Zeit in Deiner Firma arbeitest.
Hm, schätze Sie hatten in Ihrer Ausbildung noch nichts mit Standesrecht zu tun gehabt. Über solche deals freut sich die kammer ungemein. aber vielelicht ist das ja die neue Welle, die Fossile wie mich überflüssig machen wird.
 
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Ex-Kandidat, auch griesgrämig

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ist doch eigentlich egal, ob man in einer Kazlei sitzt und sich selbst ausbilden muss oder ob man dasselbe in einer Industrieabteilung tut.
Die Kammer kümmert sich ja auch nicht um die Fälle der ersten Konstellation.
 
P

PA griesgrämig

Guest
@ex-Kandidat (auch griesgrämig)

leider ist ihr Kommentar völlig richtig und die Ursache ist,dass bei derartigen Kollegen die Gier und die Dollarzeichen in den Augen die Gehirnfunktionen absterben ließen. Bei weitem ehrlicher wäre es, Patentingenieure/refernten einzustellen und nicht Unmengen Kandidaten vorzugaukeln, sie würden es auch bis zum Seniorpartner schaffen und dabei von McKinsey abgekupfertes Gefasel vom Stapel lassen , dass Selektion (up or out) wesentlicher Bestandteil dieser "Ausbildung" ist.
 
C

candid art

Guest
@ PA griesgrämig

Was wäre denn daran so unsittlich? Man kann doch auch die Ausbildung bei einem Patenassessor in einer Industrie-Patentabteilung machen. Wenn die Patentabteilung nun keinen Patentassessor hat, solltes es doch möglich sein, die Ausbildung nebenher beim Anwalt zu genießen, mit dem man sowieso zusammenarbeitet.... ok, ich verstehe: Der Anwalt wäre gezwungen, dem "Kandidaten" eine gute Führung zu bescheinigen! Also doch eine blöde Idee!
 
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Goldi

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Was wäre denn daran so unsittlich? Man kann doch auch die Ausbildung bei einem Patenassessor in einer Industrie-Patentabteilung machen. Wenn die Patentabteilung nun keinen Patentassessor hat, solltes es doch möglich sein, die Ausbildung nebenher beim Anwalt zu genießen, mit dem man sowieso zusammenarbeitet.... ok, ich verstehe: Der Anwalt wäre gezwungen, dem "Kandidaten" eine gute Führung zu bescheinigen! Also doch eine blöde Idee!
Geht schon, ich kenne solche Fälle...

Ansonsten gilt: Im Turbokapitalismus der Kanzleien gibt es keinen Betriebsrat und keinen Tarifvertrag: Jeder bekommt das, was er aushandelt. 4 Jahre Berufserfahrung und EQE sind ein deutlicher Pluspunkt gegenüber einem Hochschulabsolvent mit Promotion und sonst nix. Wenn Kanzlei A das nicht honorieren will, gibt es ja noch Kanzlei B und C und....
Bei meiner jüngsten Bewerbungsrunde habe ich gelernt, dass die Unterschiede so groß sind wie die Zahl der Kanzleien. Also einfach mal probieren und dann anhand der Response entscheiden.
 
C

corvinus

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nun, die Hauptfrage ist ja eigentlich bloß, was jemand wie Industrie PA einer Kanzlei bringt. Will er nur arbeiten und mehr(?) Geld verdienen? oder will er selbstständig (unternehmerisch) tätig werden?

Je nachdem was eine Kanzlei sucht/will richten sich danach die Parameter Geld und Perspektiven...

Ob man das jetzt als Turbokapitalismus bezeichnen muß sei dahingestellt, dies ist ein freier Beruf, in dem jeder sich so ausleben kann, wie er das für sich ganz persönlich wünscht und das bestimmt auch letzlich die beiden og Parameter. Und das ist mE der Hauptunterschied zum Angestelltentum in der Industrie.

Und wie schon richtig bemerkt wurde: Richtwerte insbesondere in finanzieller Hinsicht gibts nicht, alles ist freie Verhandlungssache zwischen mündigen Menschen, die beabsichtigen einen Vertrag miteinander abzuschließen.
 
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