Promotion, ja oder nein

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Hagen

Guest
Hallo,
ich werde dieses Jahr wahrscheinlich fertig mit meinem
Elektrotechnikstudium und quäle mich momentan
noch mit dem Gedanken, ob ich vor einer Ausbildung zum
Patentanwalt nicht erstmal eine Promotion machen, oder
gleich mit der Ausbildung anfangen sollte.

Ist eurer Meinung nach eine Promotion als Patentanwalt sinnvoll, oder ist es in dieser Branche eher unwichtig, ob man promoviert hat oder nicht ?

Besten Dank für die Antworten im Voraus.
 

PHOSITA

SILBER - Mitglied
Hallo,
soviel kann ich sagen: ich kenne einige Patentanwälte, die ohne Promotion sehr erfolgreich sind...
 
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PatFan

Guest
Als E-Techniker hast Du auch ohne Promotion sehr gute Chancen. Sicherlich gibt es enige Kanzlei, die nur promovierte Kandidaten einstellen, die dürften aber die Minderheit sein. Für mich wäre das kein Grund, zu promovieren.

Bei den Mandanten dürfte die Promotion nicht viel brngen, aber auch hier gibt es natürlich Ausnahmen. Wer selbst promoviert ist findet es auch beim Anwalt nicht schlecht. Ein Mittelständler ohne Promotion und Self-Made-Geschäftsführer wird darauf keinen Wert legen, im schlimmsten Fall (habe ich auch mehr als einmal erlebt), hält er einen Promovierten für einen Kopfgesteueren ohne Ahnung aus der Praxis. Ich bin Maschinenbauer, da heben sich nach meiner Erfahrung Nachteile und Vorteile auf, so dass Du für den Beruf von der Promotion nicht viel hast. In der E-Technik dürfte es nicht viel anders sein.

Dann kann sie sich natürlich trotzdem noch lohnen: Manche möchten gerne die Erfahrung an der Uni nicht missen, andere häten gerne einen "Dr." vor dem Namen. Ob Dir das die Zeit wert ist, must Du selbst wissen. Hängt natürlich auch davon ab, ob Du das praktische Jahr schon hast oder ansonsten noch ein Jahr arbeiten müsstest und wie lange bei Euch die Promotion dauert.

Eine andere, aber stressigere Erwägung: Studier doch während der Promotion Jura und spar Dir dann die EPA-Prüfung, Hagen 1 bis X etc. (Ich weiß, dass geht nicht bei jeder Promotion und ist schon etwas Stress, dürfte aber gehen.

Gruß PatFan
 
H

Hagen

Guest
Besten Dank für Antworten. Den Vorschlag, neben der Promotion ein Jura Studium zu absolvieren hört sich doch sehr interessant an auch wenn es enorm viel Arbeit bedeutet.

Wisst ihr zufällig, ob das auch an der Fernuniversität in Hagen möglich ist ?
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Du kannst an der FernUni BoL (Bachelor of Laws) und den Master of Laws machen (LLM), wobei Du damit kein richtiges Jurastudium hast. Auch hat man bisher nicht die Möglichkeit nach dem Master das Staatsexamen abzulegen.

Ich mache den BoL schon seit einiger Zeit und liege in den letzten Zügen. Ich finde es ein tolles Studium ist aber sehr zeitintensiv und bringt ausser fundierteres Grundwissen nichts für die Ausbildung zum PA, da Du das Magerstudium in Hagen trotzdem noch absolvieren musst, obwohl die Inhalte im Vergleich zum BoL eher spärlich sind.

Ich habe das BoL Studium nie bereut und kann es nur empfehlen.

Gruß

alexander
 
G

GAST_DELETE

Guest
PatFan schrieb:
Eine andere, aber stressigere Erwägung: Studier doch während der Promotion Jura und spar Dir dann die EPA-Prüfung, Hagen 1 bis X etc. (Ich weiß, dass geht nicht bei jeder Promotion und ist schon etwas Stress, dürfte aber gehen.
Wenn man neben der Promotion noch mal so eben Jura studieren kann, dann ist das halt schon eine schrottige Promotion. Sollte eigentlich Sinn der Diss sein, dass man sich mal ein paar Jahre wirklich absolut Fulltime mit einem Thema beschäftigt. Ich find auch ehrlich gesagt die Frage "Brauch einen Dr?" total behämmert. Wer nur wegen dem Titel promoviert, hat für mich echt ein Problem, weil er ein paar Jahre seines Lebens für 2 Buchstaben opfert. Aber es soll ja auch Dissertationen geben, wo man in 2 Jahren "durchgeschleust" wird ....
 
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Gert

Guest
Wenn Du ohnehin schon weisst, was Du willst, dann mach die Ausbildung zum PA. Hat doch keinen Sinn, sich durch eine Promotion zu fressen, wenn man das nicht will (gerade eine Promotion verlangt ein Maximum an Eigenantrieb). Und finanziell bedeutet die Promotion als E-Techniker nur Nachteile - Du holst das nie wieder auf. Du musst bedenken, dass Du als E-Techniker wahrscheinlich auch in ein paar Jahren noch ohne große Kopfstände Partner werden kannst und dann deutlich mehr als während der Promotion vedienst.

Und: EPA-Prüfung ist zwar ätzend aber mit überschaubarem Aufwand machbar. Hagen ist eigentlich nicht ätzend und erfodert auch nicht viel Aufwand.

Also: Einfach starten. Die Bedingungen werden nicht besser sein in der Zukunft. Oder: Grüner wirds nicht. Du hast die wichtigste Vorraussetzung, die derzeit am Markt gefragt ist, da würde ich keine Umwege machen.
 
G

Gert

Guest
Ach, noch etwas: Wenn Du als E-Techniker tatsächlich einen Nachteil ohne Promotion verspüren solltest, fress ich einen Besen. Oder wir stellen Dich in der Kanzlei als Kandidaten ein.
 
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Jansen

Guest
  • Habe selbst promoviert, was mir -alles in allem- viel Spaß gemacht hat. Würde es daher jedem, der Lust und Interesse hat, empfehlen. Für den Beruf des PA hat mir die Promotion kaum etwas gebracht, notwendig war sie schon gar nicht.
  • Mein persönlicher Eindruck ist, dass es eine Korrelation gibt zwischen "guten PAs" und "Leuten, die sich für eine Promotion eignen". Soll nicht etwa heißen, dass alle guten PAs promoviert sind, sondern dass ich den meisten guten PAs, die ich kenne, ohne weiteres auch eine gute Promotion zutrauen würde (sofern sie die nicht schon absolviert haben). Auf der anderen Seite könnten Leute, die sich für das dicke Brett einer Promotion nicht eignen, vielleicht auch manchmal etwas zu oberflächlich für den PA-Beruf sein.
 
P

Patenter Anwalt

Guest
Jansen schrieb:
2. Mein persönlicher Eindruck ist, dass es eine Korrelation gibt zwischen "guten PAs" und "Leuten, die sich für eine Promotion eignen". Soll nicht etwa heißen, dass alle guten PAs promoviert sind, sondern dass ich den meisten guten PAs, die ich kenne, ohne weiteres auch eine gute Promotion zutrauen würde (sofern sie die nicht schon absolviert haben). Auf der anderen Seite könnten Leute, die sich für das dicke Brett einer Promotion nicht eignen, vielleicht auch manchmal etwas zu oberflächlich für den PA-Beruf sein.
Dieser Aspekt ist überaus interessant (und sehr differenziert formuliert), und ich kann ihn im Rückblick auf die vielen Kollegen, die ich getroffen habe, bestätigen.
 
P

PatFan

Guest
Gert schrieb:
Und: EPA-Prüfung ist zwar ätzend aber mit überschaubarem Aufwand machbar. Hagen ist eigentlich nicht ätzend und erfodert auch nicht viel Aufwand.

Also: Einfach starten. Die Bedingungen werden nicht besser sein in der Zukunft. Oder: Grüner wirds nicht. Du hast die wichtigste Vorraussetzung, die derzeit am Markt gefragt ist, da würde ich keine Umwege machen.
Sicher, die EPA-Prüfung rechtfertigt natprlich kein Jura-Studium. Aber es gibt ja nicht nur die EPA-Prüfung: Die Kammer bietet jetzt schon Hagen II und bald Hagen III an, vor dem Europäischen Gerichtshof wird der Patentanwalt möglicherweise - oder ziemlich sicher - nicht mitwirken dürfen und die Doppelerstattung von GEbühren vor Verletzunggerichten könnte auch mal kippen. Wenn man etwas pessimistisch ist . ich bin es übrigens nicht - kann man auf Dauer mit amerikanischen Verhältnissen rechnen, wo Patent Agents (=Patentanwälte) eine untergeordnete Rolle als zuarbeitende Hilfstruppen spielen und alles interessante (rentable) von Attorneys at Law (=Fachanwalt für gewerblichen Rechtschutz?) gemacht wird. Habt Ihr Euch mal angeschaut, was die auf ihrem Fachanwaltslehrgang alles lernen (z.B. wie reiche ich Schutzrechtsanmeldungen ein)?

Wer dieses Problem nie haben will, jung genug ist und interessiert ist kann es mit dem Jura-Studium von vorneherein umgehen. Wohlgemerkt: Ich würde es an deiner Stelle nicht machen und sofort in die Ausbildung gehen, da du meiner Meinung noch genug Zeit hast, seine berufliche Laufbahn auszukosten, bis solche Entwicklungen wirklich nachhaltig Folgen zeigen. Wenn Du aber ohnehin gerne promovieren möchtest, ist es eine Überlegung.

Wenn Du sicher bist, dass der PA dein Beruf ist, ist vielleicht nicht die super wissenschaftliche Promotion die richtige sondern diejenige, die mit eher weniger Zeitaufwand zum Ziel führt. Ich kenne Kandidaten, die ein normales Jura-Studium während der Kandidatenzeit fast geschafft (zeitlich) haben. Warum dann nicht auch während der Promotion und anschließend während der Kandidatenzeit, damit die amtlichen und gerichtlichen Ausbildungszeiten auf die Zeit des 2. Staatsexamen angerechnet werden können (manche OLGs, Köln glaube ich, machen das).

Aber wie gesagt, mit der "einfachen" Ausbildung ohne "Dr." fährst Du auch nicht schlecht und wirst wahrscheinlich auch nicht weniger verdienen.

GRuß PatFan
 
Z

Zeppo

Guest
Entspricht der deutsche Patentanwalt bezogen auf Ausbildung und Tätigkeitsprofil eher dem amerikanischen Patent Attorney oder dem Patent Agent ???
 
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GAST_DELETE

Guest
Zeppo schrieb:
Entspricht der deutsche Patentanwalt bezogen auf Ausbildung und Tätigkeitsprofil eher dem amerikanischen Patent Attorney oder dem Patent Agent ???
Wenn es nach Meinung der deutschen Politik geht, gerade mal der amerikanischen Putzfrau. Immerhin sind wir alle nur Diplom-... .

Das ist per Definition schon mal minderwertig.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Zeppo schrieb:
Entspricht der deutsche Patentanwalt bezogen auf Ausbildung und Tätigkeitsprofil eher dem amerikanischen Patent Attorney oder dem Patent Agent ???
Siehe hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Patent_attorney

Ein US Patent Attorney ist ein normaler Attorney-at-law, der die Patent Bar "bestanden" hat. Ein Patent Agent ist kein Attorney-at-law, hat aber die Patent Bar "bestanden".

Aus dieser Perspektive ist also der deutsche Patentanwalt eher ein Patent Agent, obwohl er natürlich Rechtsberatung in gewissen Umfang machen darf.
 
Z

Zeppo

Guest
Wenn ich den Wikipedia-Artikel richtig verstanden habe, ist ein US-PA also in erster Linie ein Jurist bzw. Rechtsanwalt, der zusätzlich mindestens einen Bachelor-Degree in Naturwissenschaften hat und die Prüfung vor dem USPTO bestanden gemacht hat.

In Deutschland ist ein PA ein höherqualifizierter Wissenschaftler (Bachelor reicht nicht, mindestens Master/Diplom) mit einer gewissen juristischen Zusatzausbildung.

Da muss man wohl ehrlicherweise zugeben, dass die amerikanische Version besser zu den tatsächlichen beruflichen Anforderungen passt, z.B. kann man selber Patentverletzungsprozesse führen, im Urheberrecht beraten usw. Auch formal sind die US-PAs besser qualifiziert, weil sie zwei vollwertige Abschlüsse haben.
 
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Guest
Zeppo schrieb:
Da muss man wohl ehrlicherweise zugeben, dass die amerikanische Version besser zu den tatsächlichen beruflichen Anforderungen passt, z.B. kann man selber Patentverletzungsprozesse führen, im Urheberrecht beraten usw. Auch formal sind die US-PAs besser qualifiziert, weil sie zwei vollwertige Abschlüsse haben.
Hast du denn schon einmal mit US-PA zu tun gehabt? Offensichtlich nicht. Denn im technischen Bereich haben sie durchweg keine Ahnung.
 
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Gert

Guest
@Zeppo: Das sehe ich ganz anders. Meine Tätigkeit ist zu 90% Technik und 10% Juristerei. Verletzungsprozesse sind sehr sehr selten. Und da sind dann oft nicht nur 2 Anwälte (PA und RA), sondern gleich 3, 4 oder 5.

Ich sehe in den Amerikanern auch kein Vorbild, technisch habe ich bei denen oft das Gefühl, die machen einfach nur pattern recognition und verstehen nichts. Und, das wichtigste Argument: Die Amis sind wesentlich teuerer, in allen Bereichen, aber vor allem im Verletzungsprozess.
 
P

PatFan

Guest
@ Gast und Gert:

Ihr habt völlig recht, die deutsche Qualifikation des PA ist in technischer Sicht sicher viel besser als die der US-Attorneys. Auch die Doppelvertretung ist sicher nicht schlecht, in fürchte aber, das der trend trotzdem zum (billigeren) Patentausarbeiter und technischen Zulieferer und zur eigentlichen Vertretung durch Rechtsanwälte führen könnte. Zumindest vor dem Europäischen Gericht ist sowas geplant.

Dann könnte es kommen wie in den Staaten, die Juristen haben zwar technisch wenig(er) Ahnung, verdienen aber mit dem technischen Input anderer die Kohle.

Gruß PatFan
 

Fred

Schreiber
@ PatFan: Wie kommst du zu der Erkenntnis, dass die Vertretung vor dem europäischen Gericht in Zukunft von Rechtsanwälten übernommen werden soll?
 
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