Praxis "Kanzleisterben" durch Lockdown?

pak

*** KT-HERO ***
Ich habe unseren Bereich in der Vergangenheit immer als relativ krisensicher gesehen, aber es war eigentlich klar, dass ein (auch nur zeitweiser) Lockdown in den Unternehmen früher oder später - eher später - auch in den Kanzleien ankommt, selbst wenn Neuentwicklungen natürlich weiterhin geschützt werden müssen, um die Wettbewerbsposition zu halten.


Wenn ich mich mit Kollegen unterhalte, scheint dies - natürlich immer in Abhängigkeit von der jeweiligen Branche - jetzt der Fall zu sein, d.h. die Auftragslage verschärft sich, wobei insbesondere kleinere Kanzleien betroffen zu sein scheinen. Setzt jetzt das ohnehin immer wieder prognostizierte Sterben kleinerer Kanzleien zu Gunsten von Großkanzleien ein? Welche Erfahrung habt Ihr bislang gemacht?


Gruß


pak
 

Asdevi

*** KT-HERO ***
Der März war unser umsatzstärkster Monat aller Zeiten. April und Mai waren dann sehr plötzlich eher sehr mau. Die erste Hälfte von Juni ist wieder deutlich besser. Mal sehen, ob sich der Trend bestätigt - wenn ja, dann kämen wir fast an den Juni 2019 hin.

Am Sterben sind wir jedenfalls noch nicht, und wir mussten auch keinen entlassen bisher. Wie man so hört, ist das gerade in Großkanzleien wohl anders, die sollen teilweise "freie Mitarbeiter" wirklich freistellen.
 

PatFragen

*** KT-HERO ***
Keine direkte Antwort darauf.
Aber ich finde es schon bemerkenswert, dass hier im Stellenmarkt die Angebote für Stellen als Patentanwalt von früher regelmäßig zwischen 40 und 50 auf heute 16 und die für PaFas von immer um die 100 oder auch mehr früher auf heute knapp 50 "eingebrochen" sind. Das ist in meinen Augen zumindest ein Indix für die Arbeitsbelastung bzw. Zukunftseinschätzung der Kanzleien.
 

der_markus

*** KT-HERO ***
Bei diesem Faktor spielt aber auch die sinkende Personalnachfrage aufgrund einer sich einstellenden Sättigung mit rein. Wenn ich mir die Statisik anschaue geht die Zahl der Patentanwälte kontinuierlich hoch und hat sich absolut betrachtet in den letzten 20 Jahren verdoppelt.
 

PatFragen

*** KT-HERO ***
@der_markus,


jetzt kommt wieder die beliebte Urban Legend hinsichtlich der "Sättigung" ins Spiel :).
Nein seit mehr als 10 Jahren, waren es immer zwischen 40 und 50 Angebote für Patentanwälte (ich beobachte die Zahlen regelmäßig, weil wir nämlich immer Anwälte gesucht hatten) und jetzt hat es seit März "schlagartig" (mit der Zeiterverzögerung durch die Laufzeit der Anzeigen natürlich) auf die etwa 15 jetzt abgenommen. Leider hat https://web.archive.org/web/2019110...tentreff.org/index.php?page=special:viewoffer nur 2 Speicherungen der Seite (was ich seltsam finde :) ). Aber die sind immerhin aus dem letzten Jahr, so dass du sehen kannst, dass selbst im Oktober letzten Jahres die Angebotszahl bei 51, d.h. sogar im Schnitt recht hoch, lag. Deine Urban Legend passt also absolut nicht auf die Zahlen ;-). Aber ich will jetzt nicht wieder die leidigen Diskussionen hinsichtlich der Frage der "Sättigung" lostreten, bei der regelmäßig von den Befürwortern dieser These, sowas, wie die Frage der Anmeldezahlen, die Frage der Anzahl der Bescheide je Akte, Veränderungen beim Einspruchsverhalten- Beschwerdeverhalten, sonstige zusätzliche Tätigkeiten, womöglich Steigerung der Anzahl von Patentanwälten in Unternehmen usw. unter den Tisch fallengelassen werden.

Auch würde die vorgebliche "Sättigung" bei den Patentanwälten ja nicht die Halbierung der Stellenangebote für die PaFas erklären ;-).

Die extreme Abnahme der Stellenangebote bei PAs und PaFas ist eindeutig mit Corona und nicht mit der Gesamtanzahl der PAs korreliert. Ob das langfristig/kurzfristig/überzogen/durch Unsicherheit oder sonstwie begründet ist, sei völlig dahingestellt. Bemerkenswert ist es in meinen Augen auf alle Fälle.
 

Redakteur

Administrator
Teammitglied
Hallo PatFragen,


Aber ich finde es schon bemerkenswert, dass hier im Stellenmarkt die Angebote für Stellen als Patentanwalt von früher regelmäßig zwischen 40 und 50 auf heute 16 und die für PaFas von immer um die 100 oder auch mehr früher auf heute knapp 50 "eingebrochen" sind. Das ist in meinen Augen zumindest ein Indix für die Arbeitsbelastung bzw. Zukunftseinschätzung der Kanzleien.


Deine Beobachtung ist korrekt und deckt sich mit der internen Statistik unseres Stellenmarktes. Wenngleich wir nicht den Anspruch erheben, die Arbeitsmarktsituation für den IP-Bereich in ganz Deutschland widerspiegeln zu können, so ist es bei Betrachtung der Zahlen (seit 2003) dennoch erstaunlich, wie sich in der Vergangenheit wirtschaftliche/politische Situationen letztlich auch in der Anzahl der Stellenanzeigen niedergeschlagen haben. Einen ähnlichen Einbruch wie zurzeit durch den Shutdown hat es zuletzt während der Finanzkrise 2008 gegeben.

Gruß


Dieter Gröbel
Redakteur
 
Oben