Tipps zur Bewerbung als Patentanwaltskandidat

chemist87

Schreiber
Sehr geehrte Forums-Mitglieder,

ich bin interessiert an einer Ausbildung zum PA und will an dieser Stelle (nach zahlreichen Versuchen bei meinen Bewerbungen) Ihre/Eure Erfahrungen in Bezug auf eine Bewerbung als PA kennen lernen.

Hierzu einiges zu meiner Person:
Ich promoviere gerade in organischer Chemie, bin 30 jähriger Chemiker und habe diverse Erfahrungen als HIWI, Intern usw. während der Uni-Zeit sammeln können. Ich bin nicht standort-gebunden.

Was war Eure Strategie bei Bewerbungen, weil meine Strategien (1. Anrufen, um Ansprechpartner zu erhalten, 2. Bewerbungsunterlagen schicken) erwiesen sich als sehr ineffizient und zeitraubend)

Habt Ihr hierzu bessere/effizientere Tipps zur Bewerbung? Verlangen Kanzleien vereinzelt schon Industrie- und/ oder PostDoc-Erfahrung?

Danke für Eure Comments und VG, Chemist87
 

maroubra

*** KT-HERO ***
Stellenmarkt auf Kandidatentreff.de ist eine Option.


Ansonsten könntest Du auch die Kanzleihomepages durchsuchen und nach einem "Fachbereichsleiter Chemie" oder ähnlichem suchen und an diesen Deine Bewerbung schicken.


Sollte sowas nicht erkennbar sein, könntest Du die Bewerbung auch einfach an einen Partner (das ist so etwas wie ein Miteigentümer der Kanzlei) richten, der eine vergleichbare Ausbildung wie Du hat. Deine Bewerbung wird dann sicher an die richtige Stelle in der Kanzlei weitergeleitet.


Meines Wissens nach ist in der Regel keine PostDoc-Erfahrung oder ähnliches erforderlich oder gewünscht, sofern die gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich praktischer Tätigkeit erfüllt sind.
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Um wirklich hilfreiche Tips zu geben, müsste man mehr über Deine Schwierigkeiten im Bewerbungsprozess wissen.

Du erwähnst "zahlreiche Versuche", die ja offensichtlich erfolglos waren (sonst würdest Du nicht um Hilfe bitten).

Wenn Du Dich jedesmal initiativ beworben hast (d.h. ohne auf ein Stellenangebot hin zu schreiben), würde ich mich nicht wundern - wenn eine Kanzlei oder ein Unternehmen einen Kandidaten brauchen kann, wird die Stelle in der Regel ausgeschrieben, und wenn keine ausgeschrieben ist, wäre es Zufall, wenn gerade doch einer gebraucht würde.

Wie maroubra schon schrieb, gibt es den Stellenmarkt im Kandidatentreff, aber man kann auch bei anderen Job-Portalen fündig werden. Übrigens weise ich darauf hin, dass die Ausbildung nicht nur in einer Kanzlei, sondern auch in einer Industriepatentabteilung möglich ist.
 

chemist87

Schreiber
Ja ich habe mich auch, muss ich gestehen, mehr oder weniger nur in Großkanzleien beworben, und das meistens initiativ, weil ich denke, dass viele Stellen nur pro forma ausgeschrieben werden und intern schon lange besetzt sind, deswegen warte ich erst gar nicht bis eine Vakanz ausgeschrieben wird.

Ich überlege, ob mein Bewerbungszeitraum vielleicht zu früh erscheint, weil ich meinen schriftlichen Teil meiner Dissertation (org. Chemie) erst im September 2018 einreichen werde.

Das mit den Industrie-Patentabteilungen ist ein guter Tipp. Ich versuche es mal so.

Kann man vorher schon irgendwelche "Uni-Kurse", die man während der Ausbildung hat, machen?
Danke für die rege Beteiligung an der Diskussion. Ich wertschätze das wirklich sehr.
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Hallo chemist87,

Du bewirbst Dich 1 Jahr vor einem möglichen Beginn als Kandidat und wunderst
Dich ernsthaft über die verhaltenen Reaktionen?

Das ist deutlich zu früh.

Bezüglich der Anzeigen mit Kandidatenstellen: Die Kanzleien mit geschalteten
Kandidatenstellen suchen auch aktiv nach Kandidaten. Bei Kanzleien mit
Anzeigen für fertige PAs steckt mitunter auch Image-Bildung/Marketing dahinter.
Großkanzleien haben in der Regel immer Bedarf nach passenden Kandidaten, aber
nicht mit einem Vorlauf von 1 Jahr. Besonders wichtig für diese Kanzleien:
Englisch-Kenntnisse, gerne im Rahmen eines mehrjährigen Auslandsaufenthalts
als Doktorand oder Post-Doc erworben, und erkennbare Leistungsbereitschaft.
 

maroubra

*** KT-HERO ***
pa-tent hat Recht, ein Jahr Vorlauf ist viel zu viel. Kanzleien sind in der Regel sehr schnell und flexibel was Arbeitsverträge angeht. Meiner Erfahrung nach liegen oft nur wenige Tage zwischen Eingang einer Bewerbung, Vorstellungsgespräch und Vertragsunterschrift.
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
... und mitunter hat man schon vor Vertragsunterschrift die erste Akte auf dem Tisch :p

(na gut, das gilt nicht für Kandidaten, eher für fertige Anwälte)
 

kronion

GOLD - Mitglied
Ja, ein Jahr vorher ist etwas früh, aber ich habe damals auch Antworten bekommen à la "Gerade passt es leider schlecht, aber melden Sie sich doch später nochmal, falls Sie nicht anderweitig fündig werden."

Ich habe damals viele Initiativbewerbungen an Kanzleien verschickt, bei deren Selbstdarstellung ich mein Profil für passend hielt. Angerufen habe ich nicht vorher - aber das ist eine Frage des persönlichen Stils. Viele Antworten waren abschlägig, womit man bei Initiativbewerbungen auch rechnen muss. Allerdings kamen auch etliche positive Reaktionen und Einladungen nach dem Motto "Schauen wir uns den mal an - wenn er uns gefällt, dann sehen wir weiter."

Kandidatenstellen dürften in der Regel nicht nur pro forma ausgeschrieben und intern besetzt werden, da die meisten Kandidaten ja vorher nicht in der Kanzlei beschäftigt waren. Meines Wissens gibt es auch nirgendwo Ausschreibungszwang wie an der Uni (bei Doktorandenstellen führt das ja zu diesen unschönen Pseudo-Ausschreibungen, die für alle Beteiligten eine reine Zeitverschwendung sind).

Zur Suche nach einer passenden Kanzlei gab es einen Faden hier: http://www.ktforum.de/showthread.php?3580-Ausbildungskanzlei-M%FCnchen-Empfehlung&p=32833#post32833
 

chemist87

Schreiber
Nochmal vielen Dank für die stimulierenden Diskussionen hier im Forums-Chat.

Ich werde mich dann dementsprechend an Eure Ratschläge halten und mich einfach nach dem Abgeben des schriftlichen Teils oder dergleichen bewerben.

Könnt Ihr irgendetwas, was man später in der Ausbildung braucht, empfehlen (Sprachkurse, Zertifikate etc.), dass man noch immatrikulierter Student abgreifen/mitnehmen kann. Ich spreche Englisch und Polnisch, aber gar kein Französisch (zumindest noch nicht).
 

kronion

GOLD - Mitglied
Deutsch und Englisch sind (je nach Kanzlei und Fachrichtung unterschiedlich gewichtet) die entscheidenden Sprachen. Französische Grundkenntnisse sind nicht verkehrt, wenn man ein entgegengehaltenes französisches Dokument nicht nur anhand der Zeichnungen und/oder Google Translate beurteilen können will.
 

philkopter

GOLD - Mitglied
Das meiste ist schon gesagt, aber noch ein kleiner Tipp: Meiner Erfahrung nach werden Stellen, wie Du auch schon vermutet hast, in der Tat häufig an Bewerber vergeben, die in irgendeiner Weise in der Kanzlei schon bekannt sind. Und ich meine nicht unbedingt ein vorheriges Praktikum. Eher ein zufälliges persönliches Treffen auf einer Veranstaltung wie der BIO Europe (für Chemiker durchaus auch interessant je nach Fachgebiet), abendliche Vortragsreihen z.B. am MPI für gewerblichen Rechtschutz, bei einer Karriereveranstaltung der Uni oder deines Graduiertenkollegs o.ä. Vielleicht bietet das Karrierezentrum Deiner Uni Veranstaltungen an, bei denen auch mal ein Patentanwalt dabei ist. Oder es gibt sogar eine IP-Schulung am TechTransfer-Büro Deiner Uni bei der ein externer Patentanwalt dabei ist.

Patentanwälte haben in der Regel keine HR-Erfahrung oder Kenntnisse außer den in der Kanzlei erworbenen. Da beruht sehr sehr vieles auf Bauchgefühl, persönlicher Sympathie usw. Das kann man durchaus nutzen. Man muss aber auch die Nachteile kennen, die insbesondere darin liegen, dass Kanzleien dazu tendieren nicht besonders weitsichtig zu sein in der Personalplanung. In der Regel wird ein Defizit bemerkt und dann sofort reagiert, aber selten vorausschauend geplant. Das heißt, dass Stellenausschreibungen häufig zu einer sofortigen Besetzung führen und selten 1 Jahr oder mehr offen bleiben. Ich würde das ganze eher 3-6 Monate vor dem geplanten Einstieg angehen.

VG und viel Erfolg
 

chemist87

Schreiber
Ich sehe gerade es gibt auch Jobs, die sich als Patent-Examiner (Patentprüfer) und /oder Patent Counsel (Patentberater) angeben.

Was ist der Unterschied zur PA-Ausbildung?
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Prüfer arbeiten beim Deutschen Patent- und Markenamt, beim Europäischen Patentamt und vergleichbaren Behörden in anderen Staaten, nicht in Patentanwaltskanzleien oder der Industrie. Nähere Auskünfte gibt es beispielsweise beim DPMA. Ein Wechsel zwischen den Berufen ist mit einigen Klimmzügen möglich und kommt auch gelegentlich vor, ist aber eher die Ausnahme.

Wenn ein potentieller Arbeitgeber in einer Stellenausschreibung einen Patent Counsel sucht, ist er noch offen hinsichtlich des konkreten Ausbildungsabschlusses des Bewerbers. Gesucht wird dann ein Patentingenieur (also ganz ohne Prüfung, aber mit Berufserfahrung, und/oder mit EQE) oder ein Patentassessor, also jemand mit bestandener deutscher Prüfung. Oder auch bestimmten ausländischen Qualifikationen, je nach Stellenbeschreibung.

Frohes Schaffen
Blood für PMZ
 
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