Patentanwalt vs. Arzt

barbapapa

BRONZE - Mitglied
Hallo zusammen,

wenn Ihr Eure Ausbildung von vorne beginnen könntet, würdet Ihr wieder Patentanwalt oder lieber Arzt werden wollen?

Bspw. solltet Ihr bei der Abwägung die Vielfältigkeit und Art der Arbeit sowie den Verdienst bei der Entscheidung berücksichtigen.

Ich freue mich über Antworten.

Grüsse
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Mir sind beide Berufe sehr gut vertraut. Ich stand früher auch mal vor der Auswahl,
ob ich etwas Technisches (zuvor keine familiären Kontakte) studieren möchte
oder den Arztberuf (familiär bestens bekannt) ergreife. Der Beruf des Patentanwalts
war mir damals (das liegt mehr als 20 Jahre zurück) nicht bekannt. Aus heutiger
Sicht sind mir Personen per se suspekt, die zum Abiturzeitpunkt schon ihr ganzes
Leben mit dem Ziel "Patentanwalt" ausrichten.

Aus meiner Sicht unterscheiden sich diese Berufe bei normaler Berufsausübung
erheblich.

Patentanwalt:
- Ohne tägliches Hirnstrapazieren oder bei genereller Begriffsstutzgikeit kein Einkommen.
- Erstes Studium ist in der Regel nicht mit reinem Auswendiglernen zu bewältigen
(das mag heute mit den Bachelor/Master-Studiengängen anders sein).
- Menschliches Miteinander spielt kaum eine Rolle. Aktenfressen zählt.
- Menschlicher Kontakt hauptsächlich mit Kollegen und Mandanten
- Interesse an Wortklaubereien sollte vorhanden sein, technisches Verständnis ist ein Muss.
- praktisch keine Zugangsbeschränkung zu dem Beruf

Arzt:
- sehr verschultes Studium, Auswendiglernfähigkeit reicht zum Durchkommen
- für die eitlen Geister: einfachste Möglichkeit zur Erlangung des "Dr." (nämlich schon nach
dem Physikum während des Hauptstudiums)
- heutzutage extrem hohe Zugangsbeschränkung zum Studium in Deutschland
- Kontakt mit normalen Menschen (fehlt mir beim PA-Dasein, liegt aber gerade vielen
Ärzten nicht) außer bei Forscherkarriere kaum zu vermeiden.
- wenn Menschen helfen/heilen Spass macht (sehen viele der heutigen 1,0er-Kandidaten
leider nicht so), dann kann der Arztberuf im Vergleich zum PA-Beruf extrem zufriedenstellend sein.

Beide Berufe ermöglichen eine Tätigkeit als Selbstständiger/Freiberufler oder
als Angestellter. Als Angestellter steht der Patentanwalt aus heutiger Sicht wahrscheinlich
wirtschaftlich im Vergleich zum Arzt im öffentl. Dienst besser dar.
Prinzipiell halte ich Glaskugel-Befragungen zu wirtschaftlichen Perspektiven
möglicher Berufseinsteiger in 10 Jahren (Studium: 5 Jahre, Heranreifen zum
umsatzfähgigen PA: mindestens 5 Jahre) mit Einkommensabwägungen für groben Unfug.
Als Hintergrund für weiterführende Überlegungen:
Als ich vor ca. 10 bis 15 Jahren meine Kandidatenzeit begonnen habe, gab es
ca. 2000 PAs in Deutschland. Heute sind es 4000. Jährlich kommen knapp 200 weitere nach.
Viele meiner gleichaltrigen Kollegen wandern in Patentabteilungen
in der Industrie oder zum EPA als Prüfer ab. Zu meinen Kandidatenzeiten galt das für
viele noch als unvorstellbar.

Was beiden Berufen gemeinsam ist:
Wer vor 40 Jahren Patentanwalt/Chefarzt war, hat in der Regel ein extrem
überdurchschnittlich hohes Einkommen erzielen können. Wer heute einen
der beiden Berufe ergreift, wird derartige Einkommensregionen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit
nicht erreichen können.
Bei beiden Berufen haftet der Ausübende für seine Handlungen. Aufgrund der
juristischen Beratungstätigkeit halte ich allerdings die Gefahr eines haftungsbedingten
wirtschaftlichen Totaluntergangs für den Patentanwalt im Vergleich zum Arzt für deutlich höher.

Ein großer Unterschied im Alltag:
Während für den selbstständigen Kassenarzt die Patientenbeschaffung kein Problem darstellt,
und die Vergütung auf normierter Basis erfolgt,
kommt der Jungpatentanwalt nur sehr mühsam und zeitintensiv an Neumandate heran.
In der Regel geht das nur über den günstigsten Preis, und von dem "Vorteil" gegenüber
den Wettbewerbern kommt man dann nicht mehr weg.


Um abschließend noch auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Ich wäre aus heutiger
Sicht auch gerne Arzt geworden, dann allerdings mit technischer Fachrichtung (z.B. Radiologe).
Einkommenstechnisch würde aus heutiger Sicht kein Unterschied bestehen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Patentheini

Vielschreiber
Hallo barbapapa,

wenn ich lediglich die Wahl zwischen den beiden Berufen Patentanwalt und Arzt hätte, würde ich mich klar für den Beruf des Patentanwalts entscheiden.

Die Gründe hierfür sind die Folgenden:

1. Work-Life-Balance:
Neben dem langen Studium ist eine Facharztausbildung als Arzt Pflicht. Während man als Patentanwaltskandidat "nur" 3 Jahre kein Leben neben dem Beruf hat, ist man als Assistenzarzt mindestens 5 Jahre stark eingespannt mit Wochenenddiensten, Nachtschichten, etc. Zudem hat man während dem Studium kaum Freizeit, da man in den Semesterferien meist irgendwelche Praktika absolvieren muss.

2. Perspektive:
Auch wenn man als Arzt mittlerweile mehr Möglichkeiten als noch vor ein paar Jahren hat, auch z.B. im Rahmen einer Angestellten-Tätigkeit in einer Praxis, beschränkt sich das mögliche Arbeitsfeld im Wesentlichen auf die Behandlung von Patienten. Ausnahmen, wie die Tätigkeit als Gutachter, bestätigen hierbei die Regel. Im Gegensatz hierzu hat man als Patentanwalt die Wahl zwischen Selbstständigkeit,, Arbeit in der Industrie oder auch geregelter Tätigkeit als Patentprüfer beim EPA oder DPMA. Man kann zudem auch ganz neue Wege gehen, z.B. im Bereich der Unternehmensberatung. Außerdem hat man ein technisches Studium absolviert - sollte der Beruf des Patentanwalts also auf Dauer nichts für einen sein, kann man grundsätzlich auch als Ingenieur arbeiten (wobei man natürlich damit rechnen muss, dass man anfangs etwas weniger verdient). Wenn einem als Arzt auffällt, dass der Beruf doch nichts für einen ist, hat man wenig Möglichkeiten, sich neu zu orientieren - oder man muss sich dann halt damit abfinden, dass das lange Studium und die ganze Arbeit nicht so viel gebracht haben.

3. Gehalt:
Falls man nicht gerade Radiologe wird, der aufgrund seines hohen finanziellen Einsatzes (die Geräte und deren Wartung kosten sehr viel Geld) auch ein hohes Einkommen erzielen kann, oder man nicht in einer "reichen" Gegend in der sich viele Privatpatienten tummeln tätig ist, sind die Einkommensaussichten als Arzt zwar nicht schlecht aber bei weitem nicht so rosig wie die eines Patentanwalts. Vor allem in ländlicheren Gegenden muss man sich sein Geld hart erarbeiten. Umgekehrt braucht man in der Stadt viel Vitamin B um an eine Zulassung für eine Praxis zu kommen. Selbst wenn man berücksichtigt, dass ein Assistenzarzt aufgrund der Nachdienstzuschläge, etc. doch ein höheres Gehalt als ein Patentanwaltskandidat erzielt, ist man finanziell als Patentanwalt auf Dauer besser dran.

Viele Grüße,
Patentheini
 

barbapapa

BRONZE - Mitglied
Hallo Patentheini,

Danke für die Antwort! :)


Hallo barbapapa,

wenn ich lediglich die Wahl zwischen den beiden Berufen Patentanwalt und Arzt hätte, würde ich mich klar für den Beruf des Patentanwalts entscheiden.

Die Gründe hierfür sind die Folgenden:

1. Work-Life-Balance:
Neben dem langen Studium ist eine Facharztausbildung als Arzt Pflicht. Während man als Patentanwaltskandidat "nur" 3 Jahre kein Leben neben dem Beruf hat, ist man als Assistenzarzt mindestens 5 Jahre stark eingespannt mit Wochenenddiensten, Nachtschichten, etc. Zudem hat man während dem Studium kaum Freizeit, da man in den Semesterferien meist irgendwelche Praktika absolvieren muss.

2. Perspektive:
Auch wenn man als Arzt mittlerweile mehr Möglichkeiten als noch vor ein paar Jahren hat, auch z.B. im Rahmen einer Angestellten-Tätigkeit in einer Praxis, beschränkt sich das mögliche Arbeitsfeld im Wesentlichen auf die Behandlung von Patienten. Ausnahmen, wie die Tätigkeit als Gutachter, bestätigen hierbei die Regel. Im Gegensatz hierzu hat man als Patentanwalt die Wahl zwischen Selbstständigkeit,, Arbeit in der Industrie oder auch geregelter Tätigkeit als Patentprüfer beim EPA oder DPMA. Man kann zudem auch ganz neue Wege gehen, z.B. im Bereich der Unternehmensberatung. Außerdem hat man ein technisches Studium absolviert - sollte der Beruf des Patentanwalts also auf Dauer nichts für einen sein, kann man grundsätzlich auch als Ingenieur arbeiten (wobei man natürlich damit rechnen muss, dass man anfangs etwas weniger verdient). Wenn einem als Arzt auffällt, dass der Beruf doch nichts für einen ist, hat man wenig Möglichkeiten, sich neu zu orientieren - oder man muss sich dann halt damit abfinden, dass das lange Studium und die ganze Arbeit nicht so viel gebracht haben.

3. Gehalt:
Falls man nicht gerade Radiologe wird, der aufgrund seines hohen finanziellen Einsatzes (die Geräte und deren Wartung kosten sehr viel Geld) auch ein hohes Einkommen erzielen kann, oder man nicht in einer "reichen" Gegend in der sich viele Privatpatienten tummeln tätig ist, sind die Einkommensaussichten als Arzt zwar nicht schlecht aber bei weitem nicht so rosig wie die eines Patentanwalts. Vor allem in ländlicheren Gegenden muss man sich sein Geld hart erarbeiten. Umgekehrt braucht man in der Stadt viel Vitamin B um an eine Zulassung für eine Praxis zu kommen. Selbst wenn man berücksichtigt, dass ein Assistenzarzt aufgrund der Nachdienstzuschläge, etc. doch ein höheres Gehalt als ein Patentanwaltskandidat erzielt, ist man finanziell als Patentanwalt auf Dauer besser dran.

Viele Grüße,
Patentheini
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
1. Work-Life-Balance:
Neben dem langen Studium ist eine Facharztausbildung als Arzt Pflicht. Während man als Patentanwaltskandidat "nur" 3 Jahre kein Leben neben dem Beruf hat, ist man als Assistenzarzt mindestens 5 Jahre stark eingespannt mit Wochenenddiensten, Nachtschichten, etc. Zudem hat man während dem Studium kaum Freizeit, da man in den Semesterferien meist irgendwelche Praktika absolvieren muss.
Patentheini

Ich muss gerade leicht schmunzeln. Bei dem Großteil der mir bekannten Kollegen fand
zu Kandidatenzeiten noch ein "Leben neben dem Beruf" statt. Danach, insbesondere
auf dem steinigen Weg über in der Regel 5 Jahre (gerne auch mehr, bei Zwischenschaltung
einer Stufe als "angestellter Partner") bis zur Aufnahme als echter Gesellschafter,
hatten die Jung-PAs überhaupt kein "Leben neben dem Beruf". Wächst die
Kanzlei dann noch weiter, dreht sich das Hamsterrad auch für den Jung-Gesellschafter
noch schneller.

2. Perspektive:
Auch wenn man als Arzt mittlerweile mehr Möglichkeiten als noch vor ein paar Jahren hat, auch z.B. im Rahmen einer Angestellten-Tätigkeit in einer Praxis, beschränkt sich das mögliche Arbeitsfeld im Wesentlichen auf die Behandlung von Patienten. Ausnahmen, wie die Tätigkeit als Gutachter, bestätigen hierbei die Regel. Im Gegensatz hierzu hat man als Patentanwalt die Wahl zwischen Selbstständigkeit,, Arbeit in der Industrie oder auch geregelter Tätigkeit als Patentprüfer beim EPA oder DPMA. Man kann zudem auch ganz neue Wege gehen, z.B. im Bereich der Unternehmensberatung. Außerdem hat man ein technisches Studium absolviert - sollte der Beruf des Patentanwalts also auf Dauer nichts für einen sein, kann man grundsätzlich auch als Ingenieur arbeiten (wobei man natürlich damit rechnen muss, dass man anfangs etwas weniger verdient). Wenn einem als Arzt auffällt, dass der Beruf doch nichts für einen ist, hat man wenig Möglichkeiten, sich neu zu orientieren - oder man muss sich dann halt damit abfinden, dass das lange Studium und die ganze Arbeit nicht so viel gebracht haben.
Patentheini

Nach 3 Jahren in der Patentwelt ist der Weg zurück zu den echten Ingenieuren verschlossen.
Da ist man quasi auf die Stelle als Patentreferent festgenagelt.

Mir sind einige Ärzte bekannt, die mit ihrem Beruf unzufrieden sind. In der Regel
wechseln diese dann zu Gesundheitsbehörden oder werden für Versicherungen
gutachterlich tätig. Liegt die Unzufriedenheit hingegen nur am Einkommen im
öffentlichen Dienst, werden sie auf Freelancer-Basis als Vertretung in Krankenhäusern
oder Praxen aktiv, alternativ sehr gut bezahlt und angestellt in der Schweiz oder England.

3. Gehalt:
Falls man nicht gerade Radiologe wird, der aufgrund seines hohen finanziellen Einsatzes (die Geräte und deren Wartung kosten sehr viel Geld) auch ein hohes Einkommen erzielen kann, oder man nicht in einer "reichen" Gegend in der sich viele Privatpatienten tummeln tätig ist, sind die Einkommensaussichten als Arzt zwar nicht schlecht aber bei weitem nicht so rosig wie die eines Patentanwalts. Vor allem in ländlicheren Gegenden muss man sich sein Geld hart erarbeiten. Umgekehrt braucht man in der Stadt viel Vitamin B um an eine Zulassung für eine Praxis zu kommen. Selbst wenn man berücksichtigt, dass ein Assistenzarzt aufgrund der Nachdienstzuschläge, etc. doch ein höheres Gehalt als ein Patentanwaltskandidat erzielt, ist man finanziell als Patentanwalt auf Dauer besser dran.
Patentheini

Das kann ich aus eigener Beobachtung so nicht bestätigen. Ein Arzt in einer
Klein/Mittelstadt im 50km-Umkreis einer Großstadt (also für Großstadt-Doppelverdiener
nicht mehr interessant zum Pendeln)
ohne exorbitante Wohnkosten steht in der Regel wirtschaftlich
besser dar als ein PA ohne zahlreiche Zuarbeiter ("Kandidaten", Jung-PAs)
in einer der teueren Großstädte mit Patentbezug.
Beispiel:
300k für ein EFH, 1000qm Grundstück im Umkreis von 50km von Düsseldorf
>1 Mio für eine DHH, 150qm Grundstück in München
>1,5 Mio für ein EFH in München
>1 Mio für ein EFH, 300qm Grundstück in Düsseldorf
 
Zuletzt bearbeitet:

hyperandy

*** KT-HERO ***
Hallo zusammen,

wenn Ihr Eure Ausbildung von vorne beginnen könntet, würdet Ihr wieder Patentanwalt oder lieber Arzt werden wollen?

Bspw. solltet Ihr bei der Abwägung die Vielfältigkeit und Art der Arbeit sowie den Verdienst bei der Entscheidung berücksichtigen.

Ich verstehe die Frage nicht recht, denn Patentanwalt ist ja nicht Patentanwalt und Arzt ist nicht Arzt, jeder Beruf ist so individuell wie jede Person und wie er/sie ihn ausfüllt. Es geht doch immer vor allem um die Grundausbildung und da kann man Chemiker, E-Techniker, Maschinenbauer oder Physiker oder Gastroentrologe, Anästhesie Arzt, Psychotherapeut, Rechtsmediziner, Notarzt oder einfach Allgemeinmediziner werden. Ich habe mich gegen Arzt entschieden, weil ich nicht jeden Tag kranke Leute sehen wollte und weil mich Technik und mathematische Beschreibungen eines Vorgangs interessierte. Anästhesie wäre aber wohl auch gut gewesen. Bei der Entscheidung spielte Gehalt und Arbeitsalltag erst mal keine Rolle, denn ich wollte ja was machen, was ich gerne lerne. Aber Medizin kann vermutlich auch "nur" akademisch betreiben werden und mit einem Zusatzstudium Recht kann man Spezialist für Medizinrecht werden. Davon gibt es m.W. nur wenige. Letztes Ende ist PA schon ok, Aktenstudium und Verantwortung für Akten zu übernehmen liegt mir mehr als für das Leben anderer.
 

ipcinto

Schreiber
Patentheini's Post hat mich auf ein paar Fragen zur Szene gebracht, die mir als Anfänger schon länger im Kopf rumgeistern. Vllt kann mir da jemand weiterhelfen.

Hallo barbapapa,

wenn ich lediglich die Wahl zwischen den beiden Berufen Patentanwalt und Arzt hätte, würde ich mich klar für den Beruf des Patentanwalts entscheiden.

Die Gründe hierfür sind die Folgenden:

1. Work-Life-Balance:
Neben dem langen Studium ist eine Facharztausbildung als Arzt Pflicht. Während man als Patentanwaltskandidat "nur" 3 Jahre kein Leben neben dem Beruf hat, ist man als Assistenzarzt mindestens 5 Jahre stark eingespannt mit Wochenenddiensten, Nachtschichten, etc. Zudem hat man während dem Studium kaum Freizeit, da man in den Semesterferien meist irgendwelche Praktika absolvieren muss.
Ich bin noch nicht lange dabei, aber wie pa-tent auch schon meinte, habe ich eher den Eindruck, dass die Kandidatenzeit relativ entspannt ist. Ich habe derzeit eine 40-Stunden-Woche plus AG (1x im Monat) plus Einsendeaufgaben (1x im Monat). Die AG finde ich bisher nicht sehr arbeitsintensiv, bei den Einsendeaufgaben kann ich es noch nicht wirklich abschätzen. Dass gegen Ende, wenn es auf die Prüfung zugeht, die ein oder andere Lernphase fällig wird, ist klar...aber im Schnitt scheint das Kandidatendasein nicht stressiger als das Leben anderer Berufsanfänger. Oder wird es noch stressiger?

2. Perspektive:
Auch wenn man als Arzt mittlerweile mehr Möglichkeiten als noch vor ein paar Jahren hat, auch z.B. im Rahmen einer Angestellten-Tätigkeit in einer Praxis, beschränkt sich das mögliche Arbeitsfeld im Wesentlichen auf die Behandlung von Patienten. Ausnahmen, wie die Tätigkeit als Gutachter, bestätigen hierbei die Regel. Im Gegensatz hierzu hat man als Patentanwalt die Wahl zwischen Selbstständigkeit,, Arbeit in der Industrie oder auch geregelter Tätigkeit als Patentprüfer beim EPA oder DPMA. Man kann zudem auch ganz neue Wege gehen, z.B. im Bereich der Unternehmensberatung. Außerdem hat man ein technisches Studium absolviert - sollte der Beruf des Patentanwalts also auf Dauer nichts für einen sein, kann man grundsätzlich auch als Ingenieur arbeiten (wobei man natürlich damit rechnen muss, dass man anfangs etwas weniger verdient). Wenn einem als Arzt auffällt, dass der Beruf doch nichts für einen ist, hat man wenig Möglichkeiten, sich neu zu orientieren - oder man muss sich dann halt damit abfinden, dass das lange Studium und die ganze Arbeit nicht so viel gebracht haben.
Hier würde mich interessieren, wie die "Alternativen" für Patentanwälte oder Patentassessoren aussehen bzw. wie stark vertreten selbige sind. Ich meine damit nicht den Fall, dass der Patentkram so rein gar nichts für einen ist und man nach der Ausbildung wieder als Ingenieur o.ä. arbeiten will, sondern evtl. Randbereiche bzw. alternative Arbeitsmodelle. Ich habe den Eindruck, dass die Tätigkeitsoptionen nach der Ausbildung ausschließlich die klassische Tätigkeit als Patentanwalt in einer Kanzlei, als Einzelanwalt/-kanzlei oder in einer industriellen Patentabteilung oder das Prüferdasein umfasst. All das ist relativ eng geregelt. Kennt jemand Beispiele, abgesehen von dem schon erwähnten Wechsel in die Unternehmensberatung, wo jemand nach der Ausbildung einen Weg abseits genommen hat? IP consulting, IP Management, Software/IT für Patentanwälte, Achtsamkeitsseminare für Großkanzleien, Kugelschreiberdesign für den Einzelanwalt, Kriminalromane aus der Patentwelt o.ä.? ;)
Diese Gebiete gibt es ja gefühlt in jedem Beruf, ähnlich dem unten erwähnten Spezialist für Medizinrecht...

3. Gehalt:
Falls man nicht gerade Radiologe wird, der aufgrund seines hohen finanziellen Einsatzes (die Geräte und deren Wartung kosten sehr viel Geld) auch ein hohes Einkommen erzielen kann, oder man nicht in einer "reichen" Gegend in der sich viele Privatpatienten tummeln tätig ist, sind die Einkommensaussichten als Arzt zwar nicht schlecht aber bei weitem nicht so rosig wie die eines Patentanwalts. Vor allem in ländlicheren Gegenden muss man sich sein Geld hart erarbeiten. Umgekehrt braucht man in der Stadt viel Vitamin B um an eine Zulassung für eine Praxis zu kommen. Selbst wenn man berücksichtigt, dass ein Assistenzarzt aufgrund der Nachdienstzuschläge, etc. doch ein höheres Gehalt als ein Patentanwaltskandidat erzielt, ist man finanziell als Patentanwalt auf Dauer besser dran.

Viele Grüße,
Patentheini

Der Gehaltspunkt ist auch einer, den ich nach Studium des Forums relativ schwer einschätzen kann. Man liest häufig, dass es sehr schwer ist bzw. lange dauert, als Einzelanwalt sich eine Existenz aufzubauen bzw. ernsthaft Geld zu verdienen...ist das wirklich so bzw. an welchem Maßstab ist das gemessen? Nehmen wir an, ich bin irgendwann fertig und möchte mich selbstständig machen...sollte ich für die ersten Jahre Hartz 4 einplanen oder heißt "schwieriger Anfang" lediglich keine 120 000 im Jahr?
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hallo allerseits,

noch ein kleiner Hinweis:

> ca. 220 Arbeitstage durchnudelt

Unrealistisch, da man neben Urlaub auch mal krank wird, eine Fortbildung besucht, umsatzlose Akquise, etc und darüber hinaus umsatzlose Arbeit für die Kanzlei, in der man versucht, Partner zu werden, macht...

Ciao

arcd007
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Nehmen wir an, ich bin irgendwann fertig und möchte mich selbstständig machen...sollte ich für die ersten Jahre Hartz 4 einplanen oder heißt "schwieriger Anfang" lediglich keine 120 000 im Jahr?

Im Sinne einer humoristischen Anmerkung:
Als Selbstständiger kannst Du schon aus formalen Gründen kein Hartz 4 einplanen.
Hartz 4 steht nur bei der Arge gemeldeten potentiellen beschäftigungslosen Arbeitnehmern
zu. Insbesondere als Existenzgründer muss man sich somit in den Anfangszeiten
aus ersparten Reserven ernähren, wenn es schlecht läuft.

Bei dem oben erwähnten Existenzgründerzuschuss schon im Amtsjahr habe ich so meine
Zweifel hinsichtlich der Machbarkeit/Zulässigkeit. Früher (wurde inzwischen abgeschafft
bzw. stark eingeschränkt) gab es ab Tag 1 der Arbeitslosmeldung einen Rechtsanspruch
auf einen Existenzgründerzuschuss. Je nach vorherigem Einkommen waren das
maximal ca. 18.000 Euro (Maximum bedingt ein vorheriges Einkommen als Angestellter
von 60k aufwärts, für die meisten Kandidaten eher schwierig...).
Das ging aber nur NACH dem Amtsjahr, da eine Arbeitslosmeldung
als Patentanwaltskandidat während des Amtsjahres verboten ist (noch vor meinen
Amtsjahreszeiten hatten das einige Schlauberger versucht, gab mächtig Ärger).
Wie schon erwähnt, wurde dieser Existenzgründerzuschuss aber mächtig eingedampft,
und von erheblicher Wichtigkeit: Der Rechtsanspruch wurde gestrichen.
Als Bezug zum eigentlichen Thema dieses Threads: Dieser Existenzgründerzuschuss
wurde auch sehr gerne in voller max. Höhe von Ärzten abgegriffen, die
aus einer angestellten Tätigkeit mit 1 Tag Arbeitslosdasein eine Praxis gründeten (im Regel durch den
Kauf eines Kassensitzes). Diese nicht beabsichtigte Inanspruchnahme des Zuschusses
wurde dann auch gerne von der Politik für die Sinnhaftigkeit der Abschaffung
des Rechtsanspruchs angeführt...

Der "schwierige Anfang" bezieht sich auch auf den Umstand, dass man mit dem Kram
leben muss, der als Auftrag hereinkommt. Die meisten Kollegenarbeitsaufträge kann
man stundenbasiert nicht 1:1 abrechnen (sonst würde es der Kollege ja auch
nicht abgeben...). Über 1:2 kann man sich schon häufig freuen.
Ich habe Rechnungen mit Zeitprotokollen von Kollegenarbeitern gesehen,
in denen bis zu 40 Stunden angeführt wurden für die Bearbeitung einer komplizierten Akte.
Abrechnen durfte der Kollegenarbeiter dann 6 Stunden. Ein mit derartigen Aufträgen
vertrauter Kollege aus der beauftragenden Kanzlei würde wahrscheinlich ehrliche 10 Stunden
daran sitzen (entspricht 1,5 bis 2 Arbeitstagen mit kräftigen Kraftausdrücken, warum
bloß diese Akte auf dem eigenen Tisch gelandet ist). Erschwerend kommt hinzu, dass
der Kollegenarbeiter ggfs. dem beauftragenden Kollegen seine Ausarbeitung erklären
muss. Das kostet nochmals Zeit und evtl. eine Überarbeitung des Ausgearbeiteten
(quasi ein Rückfall in Kandidatenzeiten). Kommt man nur an derartige
Aufträge bzw. ist unfähig zur Beschleunigung der Bearbeitungsweise (z.B. weil man
während seiner Ausbildungszeit jedes Rechtsgebiet beschnuppern durfte, aber
die effektive Bearbeitung von Akten nicht im Vordergrund stand), dann geht man
auf längere Sicht mit unter 4000 Euro BRUTTO im Monat nach Hause,
als Selbstständiger, also mit Eigenfinanzierung von Krankenversicherung
und Altersvorsorge, auch mit dem Risiko, dass eine Auftragsflaute bevorsteht.
Mit Familie usw. hält man das nicht lange durch
(ganz zu schweigen von der Erwartungshaltung der Partnerin/des
Partners, die/der jahrelang Verständnis für die Fortsetzung des Studentendaseins
trotz akademischen Abschlusses mit Geldverdienmögichkeit gezeigt hat, während
bei den Bekannten mit Festanstellung langsam aber sicher die Zeichen des
ausbrechenden Wohlstands sichtbar werden).

Mit dem oben genannten Einkommensrahmen als Selbstständiger kann man natürlich
auch jede Finanzierung einer Behausung vergessen, insbesondere mit den
ganz frischen Kreditrichtlinien, die eine Einbeziehung des Wertes der Immobilie als
Absicherung des Kredits untersagen. Mir hat schon vor Jahren ein Kollege erklärt,
dass er ein unbefristetes Anstellungsverhältnis anstrebt, da er andernfalls seine
Wunschimmobilie nicht finanzieren kann.

Zur Frage von (vermutlich) ipcinto: Mir ist niemand aus der IP-Welt bekannt, der sich
jenseits der Tätigkeitsausprägungen Anwalt, Kollegenarbeiter, Patentreferent, Prüfer, Mutter
mit Aktenbearbeitung von Zuhause aus bewegt. Sollten noch andere Interessen
(z.B. professorale Attitüden) bestehen, so wird dieses gerne nebenher ausgeübt.
 
Zuletzt bearbeitet:

ipcinto

Schreiber
Im Sinne einer humoristischen Antwort:
Du hast recht. Daher Hartz4:=armutgefährdendes Einkommen. ;)

Danke für die ausführliche Antwort. Auch wenn hier auf Fragen nach dem Verdienst an diversen Stellen betont wurde, dass man den Beruf nicht des Geldes wegen ergreifen sollte, ist das nunmal ein sehr wichtiger Faktor...eben weil man ja irgendwann Dinge wie Haus, Baum, Familie finanzieren möchte. Und wenn die Option auf Selbstständigkeit einer der anziehenden Teilaspekte dieses Karrierepfads ist, muss man sich ja überlegen ob das ganze unter den von dir geschilderten Bedingungen noch Sinn macht.
 

6to5

BRONZE - Mitglied
pa-tents Ausführungen könnten genau so auch von mir sein, ich teile seine Sicht zu 100%. Allerdings käme es noch darauf an, was für ein Arzt man werden soll. Proktologe und Onkologe würde ich mir nicht antun wollen, aber beispielsweise Zahnarzt oder Sportorthopäde, ach, warum eigentlich nicht?
 

Groucho

*** KT-HERO ***
Das mag hier etwas naiv wirken, aber was spricht dagegen, die Berufswahl vorwiegend nach Interesse, Neigung und Leidenschaft zu treffen? Menschen, die in gleichem Ausmaß technisch/naturwissenschaftlich und sozial/heilkundlich interessiert sind, dürften in der Minderzahl sein. Für alle anderen sollte die Wahl doch auf der Hand liegen.
 

hyperandy

*** KT-HERO ***
Das mag hier etwas naiv wirken, aber was spricht dagegen, die Berufswahl vorwiegend nach Interesse, Neigung und Leidenschaft zu treffen? Menschen, die in gleichem Ausmaß technisch/naturwissenschaftlich und sozial/heilkundlich interessiert sind, dürften in der Minderzahl sein. Für alle anderen sollte die Wahl doch auf der Hand liegen.

Das war ja auch mein Ansatz, hatte ich versucht, in diese Richtung zu argumentieren. Stimme dem also vollumfänglich zu.
 

ipcinto

Schreiber
Das mag hier etwas naiv wirken, aber was spricht dagegen, die Berufswahl vorwiegend nach Interesse, Neigung und Leidenschaft zu treffen? Menschen, die in gleichem Ausmaß technisch/naturwissenschaftlich und sozial/heilkundlich interessiert sind, dürften in der Minderzahl sein. Für alle anderen sollte die Wahl doch auf der Hand liegen.

Finde ich nicht. Also ich habe jetzt zwar kein spezielles Interesse daran, Arzt zu sein, könnte mir aber auch Beschäftigungsfelder außerhalb Naturwissenschaft/Technik vorstellen. Nur weil irgendwann in der Ausbildungslaufbahn dieser Bereich mal gewonnen hat (weil man ja gezwungen ist, sich festzulegen) heißt das nicht, dass man nicht vergleichbares Interesse auch für andere Bereiche hegen kann. Und nach dem Studium ist ja ein Punkt, an dem man nochmal wechseln könnte, wenn man wollte...daher kann ich die Frage Patent/Arzt schon verstehen.
Und ich habe einige Bekannte, z.B. aus der Physik, aber auch Mathematik oder Chemie, die das ähnlich sehen (was natürlich keine ordentliche Statistik ist ;)).
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Mir sind schon noch einige gelernte Kollegen bekannt, wenn auch nur in Einzelfällen persönlich, die einen anderen Weg eingeschlagen haben.

So gab es doch da einen Vizepräsidenten des DPMA, der auch Patentassessor war.
Nicht zu vergessen, einen früheren Leiter der Schiedsstelle für Arbeitnehmererfindungen und Herausgeber eine einschlägigen Fachbuches.
Ein weiterer Kollege ist ans Harmonisierungsamt (das hieß damals ja noch so) gegangen und hat sich dort intensiv mit den angemeldeten Designs beschäftigt.
Ein weiterer Kollege engagierte sich in der Politik und kandidierte auch für einen Landtag eines Bundeslandes.
Ein Kollege eröffnete nach dem längeren Ausbleiben von Kollegenarbeitsaufträgen vorübergehend eine Gaststätte.
Ein weiterer Kollege vermietete nach jahrzehntelanger Büroarbeit als Ausgleich in einem Badeort an der Nordsee Strandkörbe.

Nach dem Bearbeiten besonders unerfreulicher Akten habe ich auch gelegentlich den spontanen Wunsch des Berufswechsels. Allerdings tendiere ich dann gedanklich weniger zu "Arzt", sondern eher zum Sachgebietsleiter für Fragen der Hundesteuer im Finanzamt oder noch besser zum Hoteltester in der Karibik.

Ich kann mir mit ipcinto vorstellen, dass man nach einem abgeschlossenen naturwissenschaftlichen Studium über die Frage nachdenkt, ob man in seinem Leben nicht besser etwas anderes gemacht hätte. Eine deutschlandweit bekannte Physikerin mit Promotion aus Brandenburg ist beispielsweise in die Politik gewechselt und heute irgendetwas sehr Wichtiges in Berlin. Ein anderer deutschlandweit bekannter Physiker ohne Promotion aus dem Saarland ging auch in die Politik und wurde etwas sehr Wichtiges bei zwei verschiedenen Parteien nacheinander. Beide machen den Eindruck, mit ihrer Entscheidung sehr zufrieden zu sein, es geht also.

Wenn man das Ganze rein wirtschaftlich betrachtet, ist ein kompletter Wechsel in ein ganz anderes Berufsfeld ohne irgendwelche Synergieeffekte imho zumindest wirtschaftlicher Unsinn, denn einer der beiden Studiengänge ist dann für die Tonne (oder anders ausgedrückt, war eine wichtige Lebenserfahrung). Den Zeitaufwand holt man nie wieder ein. Joschka Fischer ist auch ohne Studium Außenminister geworden, es geht also auch ohne Physik. Und ich sehe wenig Sinn darin, auf den Dipl. (oder Master) noch ausgerechnet ein Medizinstudium draufzusetzen. Soviele Arbeitsplätze im Medizintechnikbereich für genau diese Schnittmenge gibt es nicht. Hinzukommt, dass man mit der Vorgeschichte in Deutschland nicht ohne weiteres einen Medizinstudienplatz bekommen wird, also teuer und mit Studiengebühren ins Ausland muss. Und Hand aufs Herz, als Steuerzahler finde ich auch, dass das Subventionieren eines Studienplatzes vielleicht gerechtfertigt ist, aber gleich von zwei noch dazu recht aufwändigen Studienplätzen eigentlich unterbleiben sollte.

Und als Patentanwalt habe ich natürlich die Möglichkeit, mich bei Vorhandensein eines entsprechenden Mandanten in der Kanzlei voll in dessen Neuentwicklungen einzubringen. Oder ich suche mir eine solche Kanzlei.

Frohes Schaffen
Blood für PMZ
 

ipcinto

Schreiber
Ich kann mir mit ipcinto vorstellen, dass man nach einem abgeschlossenen naturwissenschaftlichen Studium über die Frage nachdenkt, ob man in seinem Leben nicht besser etwas anderes gemacht hätte. Eine deutschlandweit bekannte Physikerin mit Promotion aus Brandenburg ist beispielsweise in die Politik gewechselt und heute irgendetwas sehr Wichtiges in Berlin. Ein anderer deutschlandweit bekannter Physiker ohne Promotion aus dem Saarland ging auch in die Politik und wurde etwas sehr Wichtiges bei zwei verschiedenen Parteien nacheinander. Beide machen den Eindruck, mit ihrer Entscheidung sehr zufrieden zu sein, es geht also.

Nanana...so war das aber nicht ganz gemeint. :)
Besagte Bekannte und Kollegen von mir, bereuen nicht, Naturwissenschaften studiert zu haben...sie haben eher ein breites (wissenschaftliches) Interesse und könnten sich deshalb vorstellen, auch in anderen Bereichen der Technik, Naturwissenschaft oder Medizin, meinetwegen auch des Journalismus', der Politik u.ä., zu arbeiten.
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Hallo ipcinto,

wer ein "breites (wissenschaftliches) Interesse" hat und "sich deshalb vorstellen [könnte], auch in anderen Bereichen der Technik, Naturwissenschaft" zu arbeiten, hat vielleicht auch Interesse an juristischen Fragestellungen, mag möglicherweise ein paar Ausflüge in den Bereich der darstellenden Kunst und ist kaufmännischen Erwägungen nicht gänzlich abgeneigt.

Da könnte er den Beruf des Patentanwaltes in die engere Auswahl ziehen. Da bekommt er mit diversen Bereichen der Technik und Naturwissenschaft zu tun, die ihm sonst dauerhaft verschlossen bleiben. Man kann sich für die Rechte der Mandanten einsetzen. Je nach Aktenlage kann man sich in mündlichen Verhandlungen einbringen. Von der Schwalbe im Strafraum über längere Monologe bis hin zu einen Kampf mit virtuellen Schwertern gibt es da viele Varianten. Und das Feilschen bei außeramtlichen Einigungen hat gelegentlich erhebliche Ähnlichkeiten mit den Verkaufsverhandlungen auf einem Gebrauchtwagenmarkt. Getoppt wird das nur durch halbstündige Telefonate mit Mandanten, die die Zahl der Fotokopien in unseren Kostenrechnungen zu hoch finden.

Frohes Schaffen

Blood für PMZ
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
Hallo barbapapa,

da Du ja noch mit den Gedanken "Arzt" oder "Patentanwalt" zu spielen scheinst, nehme ich an, dass Du noch nicht so furchtbar alt sein kannst.

Ich möchte aus meiner Sicht der Dinge daher auch eine Antwort beisteuern, an die man in Deinem Alter vielleicht noch nicht so denkt:


"Dinge ändern sich."


Und manche ändern sich mehr, andere weniger.

Bei der Frage "Arzt" oder "Patentanwalt" drängt sich mir da folgendes auf:

Der Patentanwaltsberuf ist einer bei dem Du Dich um hochgradig intellektuelle, sehr spezielle und abstrakte Fragen kümmern musst, die durch ein von Menschen erdachtes Regelwerk bedingt und auch beantwortet werden.
Ein solches Regelwerk kann (und wird) sich ändern. Ein Berufsleben ist da relativ lang und es ist momentan kaum möglich, solide Vorhersagen bzgl. der Zukunft des Regelwerks zu machen.
Anders ausgedrückt: Du kannst nicht wissen, ob nicht in 15 oder 20 Jahren (wenn Du dann gerade so richtig schön Patentanwalt bist) nicht Regeln eingeführt werden, die es Dir unmöglich machen, ein solides Auskommen zu erzielen. Wer weiss: Vielleicht wird zu jener Zeit das Patentrecht mehr oder weniger abgeschafft?

Ein Arzt kümmert sich dagegen um kranke Menschen und Menschen werden immer krank.

Viren, Bakterien, Knochenbrüche etc. kann man nicht abschaffen oder als Resultat einer "Arbeitsgruppe" reformieren. Und auch wenn der Arztberuf selber auch nicht gleich bleibt, so wird es aus meiner Sicht auf absehbare Zeit nicht möglich sein, Ärzte abzuschaffen.
Solange es kranke Menschen gibt, so lange kannst Du als Arzt irgendwie und irgendwo auch immer ein Auskommen finden. Irgendjemand wird immer dankbar sein und Dich bezahlen - auch wenn alles um Dich herum im Chaos versinkt.

Vielleicht glaubst Du nun, dass meine Sichtweise zu pessimistisch ist?

Ab einem gewissen Lebensalter/Erfahrungshorizont ist diese Sichtweise allerdings realistisch.

Wenn ich Du wäre, würde ich mein Geld auf "Arzt" setzen.

Schönen Tag,

G

PS Noch zum Geld (weil das von Kollegen ja hier diskutiert wurde): Niemand kann Dir da die Zukunft vorhersagen. Und nicht jeder Arzt wird Chefarzt und nicht jeder Patentanwalt Seniorpartner in der gut aufgestellten Grosskanzlei. In beiden Berufen gab es Zeiten, wo sehr gut verdient wurde. In beiden Berufen hat sich das geändert. Wie es weiter geht, weiss keiner wirklich.
 
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