Wahl der Ausbildungskanzlei

Patentine

Schreiber
Wie findet man die passende Ausbildungskanzlei?

Sicherlich gibt es zu dieser Frage bereits ausreichend offene Threads, geholfen haben sie mir damals allerdings nicht. Inzwischen bin ich am Ende der Ausbildung und fasse kurz meine Erfahrungen zusammen.

Vielleicht hilft deswegen das Folgende jemand Anderem.

Grundsätzlich muss zwischen den Punkten Qualität der Ausbildung/Gehalt/Persönliches Verhältnis zum Ausbilder optimieren. Alles drei im Optimum wird es nicht geben. Wie man diese Frage gewichtet ist Geschmackssache.

Problem an der Sache, bekannt ist allenfalls das Gehalt. Bei den anderen beiden Punkten stochert man im Dunkeln.

Um nicht als billige Arbeitskraft ausgebeutet zu werden, sollte man in jedem Fall darauf achten, sofort nach Vertragsbeginn, und nicht erst nach der Probezeit, zur Ausbildung gemeldet zu werden. Andernfalls sollte die Vergütung deutlich über dem üblichen 3-3,5k liegen. Als Anmerkung: Wer im Gespräch sagt: "Ich komme nur, wenn ich sofort gemeldet werde." erhält deswegen keine Absage. Häufig spart man sich so 6 Monate.

Zu "Qualität der Ausbildung": Voraussetzung für eine solide Ausbildung ist, dass die Kanzlei die entsprechenden Akten hat. Das kann man herausfinden. Beispielsweise empfiehlt es sich im Patentregister vom DPMA (https://register.dpma.de/DPMAregister/pat/experte) oder auf Google-Patents (https://www.google.de/?tbm=pts) nach dem Vertreter zu suchen. So bekommt man eine Vorstellung von der Mandantenstruktur. Sind hier vorwiegend ausländische Mandanten vertreten, ist schon klar, dass das Ausarbeiten einer Patentanmeldung, also unser Brot und Buttergeschäft, eher weniger von der Ausbildung abgedeckt sein wird. Sowas zu beherrschen ist wichtig, um nach der Ausbildung breit aufgestellt zu sein.

Außerdem sollte man weiter nach zweiseitigen Verfahren, in die die Kanzlei involviert ist, suchen. (Einfach mal sich durch die erweiterte Google-Patentsuche klicken). Gerade hier erste Erfahrungen zu sammeln ist nicht selbstverständlich und sicherlich ein "Zuckerl".

Natürlich gibt es dann keine Garantie, dass man diese Akten auch auf den Tisch bekommt. Im Bewerbungsgespräch kann man fragen, ob Übersetzungen dazu gehören bzw. aushandeln das Übersetzungen nicht zur Ausbildung gehören. Die Reaktion der Gegenseite sollte Aufschluss geben.

Weitaus schwieriger wird es bei der Frage nach der Chemie mit dem Ausbilder. Dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen. In manchen Kanzleien hat man einen festen Ausbilder, woanders wird man herumgereicht. Fakt ist jedoch, mit dem Ausbilder verbringt man vor allem zu Anfang viel Zeit, die Chemie sollte wirklich stimmen. Gerade unter den Patentanwälten gibt es jedoch einige aus der ganz alten Schule. Große Vorsicht wenn es hier nicht passt. Antesten kann man es möglicherweise, indem man im Interview ein paar unangenehme Fragen stellt, etwa nach den Arbeitszeiten (hier gibt es tatsächlich große Unterschiede) bzw. gezielt eine Konfliktsituation herbeiführt.


Und dann gibt es noch einige andere Informationskanäle: Wenn man auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, empfiehlt es sich durchaus, sich einmal mit einem Personalvermittler zu treffen. Die sind in der Regel sehr hilfsbereit und nett. Mancher macht auch hier Werbung. Wer in so einem Gespräch dann die Antennen ausfährt und zwischen den Zeilen liest, kann viel in Erfahrung bringen. Es sei jedoch gesagt, dass eine Kanzlei es immer vorziehen wird, jemanden ohne Personalvermittler einzustellen. Die Chancen in der Direktbewerbung sind also größer. Zudem gilt: wenn einen Kanzlei einen Personalvermittler braucht, hat das idR einen Grund.

Für den Standort München: Auf Xing gibt es eine Gruppe IP-Stammtisch. Auf eine persönliche Anfrage wird sich dort bestimmt keiner einer ehrlichen Einschätzung verwehren.

Abschließend sei noch gesagt, dass es eine ganze Reihe Kanzleien mit unterirdischem Ruf in der Personalführung gibt. Diese hier zu nennen, ist wohl nicht erwünscht, im persönlichen Gespräch mit einem Kollegen lassen die sich aber in Erfahrung bringen. Zudem erkennt man diese Klitschen oft daran, dass man erst nach der Probezeit angemeldet wird. Diesbezüglich auch einmal im Forum nach dem Stichwort "Durchlauferhitzer" suchen.


Gutes Gelingen und ein glückliches Händchen.
 

Patentonkel

GOLD - Mitglied
Außerdem sollte man weiter nach zweiseitigen Verfahren, in die die Kanzlei involviert ist, suchen. (Einfach mal sich durch die erweiterte Google-Patentsuche klicken).

Erfolglos probiert, bitte um eine nähere Anleitung zur konkreten Suche nach zweiseitigen Verfahren bestimmter Vertreter.

Dann wohl eh nur für US oder?

Danke!
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Z.B. im EP Register: Advanced Search, bei Representative die Kanzlei oder den Anwalt eintragen, bei Opposition "01" (Null-Eins). Dann bekommt man alle EP-Einsprueche, an denen derjenige den Anmelder vertreten hat. Wenn man Kanzlei/Anwalt bei Opponent eintraegt, dann bekommt man alle EP-Einsprueche, an denen derjenige den Einsprechenden vertreten hat.

Ergänzung:
Zumindest den ersten Fall kann man auch im DPMA-Register herauskriegen: Expertenrecherche, dann " { VST = einspruch-erhoben } UND VTR = Anwalt/Kanzlei "
 
Zuletzt bearbeitet:

Patentine

Schreiber
Geht ganz einfach:

In der normalen suchmaske nach opponent Name : kanzleiname suchen.
Ergebnis zeigt dann zwar nur die "Zerstörer-Akten, reicht aber für diese Belange.
Mit search Tools nach Ländern filtern.

Alternativ in die Maske eingeben: Länderkürzel (ep, de, ...) * (Platzhalter für Nummer) "C1 or C2 "
Und mit einer Kanzlei kombinieren.

Google patents kann mehr als die starren Masken vermuten lassen. Sich selber durchklicken lohnt sich.

Cheerio!
 

Patentheini

Vielschreiber
Zu dem Thema hätte ich noch eine zusätzliche Anmerkung:

Es sollte einen stutzig machen, wenn Kanzleien fast dauerhaft ein Stellenangebot für Kandidaten frei geschaltet haben, aber nie Anwälte suchen. Dies spricht in der Regel dafür, dass man als günstige Arbeitskraft eingestellt wird (=Ausbeutung), und dagegen, dass man an einer dauerhaften Zusammenarbeit interessiert ist. Meist werden für so als Grund genannt, dass die anderen Kanzleien ja viel zu schlecht ausbilden würden, aber das ist zu 99% einfach nicht wahr.

Deshalb: wenn eine Kanzlei nie Anwälte sucht und dauerhaft Stellenanzeigen für Kandidaten schaltet, dann lieber Finger weg.
 
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