Praxis Wo bekommt man Aufträge für Recherchen?

Spürnase

Schreiber
Hallo alle zusammen,

ich bin Patentingenieur und habe Recherchenkurse beim DPMA besucht. Nun würde ich gerne "einsteigen", u.z. als Selbständiger. Ich habe bereits Anwälte kontaktiert, aber da kam kein Feedback. Eine PAin sagte mir sogar, sie machen selber Recherche. Auf die Frage, wie, meinte sie, sie werfen ein paar Stichworte ein, und das wars. Genauere Recherchen bringen nicht genug Geld. Aber das ist ja keine gründliche Recherche. Für Nichtigkeitsklagen, o.ä. muss man doch gründliche recherchieren.
Habt Ihr einen Tipp, wie man an solche Aufträge ran kommt?

Vielen Dank für jeden Tipp,
Siggi
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Hallo Spürnase,

mit etwas Wartezeit könnte eine Anzeige im Stellenmarkt des Kandidatentreffs
unter "Gesuche/Patentingenieure" (oder so ähnlich) zum Erfolg führen.

In der Regel verweist der Redakteur (=Admin) dieses Forums Deiner Anfrage
ähnliche Threads zügig dorthin und schliesst/löscht den Thread.

Die Anfragerei bei Kanzleien könnte mit etwas Wartezeit zum Erfolg führen,
aber Du wirst nicht der einzige Anfragende sein.

Zum Verständnis: Wenn ich einen Rechercheur beauftrage, dann erfolgt das
sehr kurzfristig, und in der Regel ist die geforderte Qualität der "Spürnase" so
wichtig für meine Anschlussarbeit, dass ich nur auf erprobte Spürnasen
zurückgreife, die sich bei früheren Aufträgen bewährt haben.

In eine derartige Auftragskette wirst Du Dich nur einklinken können, wenn
ein Auftraggeber eine Absage seiner Stamm-Spürnase kassiert hat oder
mit den zuletzt gelieferten Ergebnissen (oder der Rechnung) unzufrieden war.

In den neu gegründeten Kanzleien, die derzeit - aus meiner Perspektive - wie
die Pilze aus dem feuchten Waldboden schießen, könntest Du evtl. landen,
ohne auf den Ausfall einer Stamm-Spürnase warten zu müssen. Problem dabei:
Angesichts des Neugründungscharakters haben die Anwälte in diesen Kanzleien
häufig genug Zeit, Lust und/oder gefühlte Verantwortung zur Eigenrecherche, ergänzt um
die Minderung des Risikos, dass sie bei Zahlungsausfall ihres Mandanten die
Rechnung des Rechercheurs aus eigener Tasche bezahlen müss(t)en.

Viel Erfolg!
 

DaPa

SILBER - Mitglied
In meiner Ausbildungskanzlei werden Recherchen meistens von Kandidaten gemacht, denen man kurz das Recherchetool zeigt und sie dann ein paar Stunden klicken lässt. Da wirst Du keine Chance haben reinzukommen, weil Du die "Preise" (Kandidatenstundensatz) nicht unterbieten kannst. In Ausnahmefällen kann auch mal Qualität eine Rolle spielen, aber da hast Du das gleiche Problem wie die ganzen schon angesprochenen Junganwälte mit ihren neu gegründeten Kanzleien: Warum soll man ausgerechnet Dir Aufträge geben, wo es doch so viele andere gibt und Du nichteinmal eine Referenz vorweisen kannst (auf die Kurse beim DPMA würde ich nicht so viel geben, ein wirklich guter Rechercheur zeichnet sich durch Praxiserfahrung aus -> Henne-Ei-Problem)?

Vielleicht wäre es für Dich eine Lösung, in den sauren Apfel zu beißen und Dich für eine gewisse Zeit irgendwo anstellen zu lassen, dann kannst Du wenigstens etwas vorweisen und hast mit etwas Glück sogar den ersten Kunden in der Selbständigkeit.
 

jopatent

SILBER - Mitglied
Hallo Siggi,

Nun würde ich gerne "einsteigen", u.z. als Selbständiger. .... Für Nichtigkeitsklagen, o.ä. muss man doch gründliche recherchieren.
Habt Ihr einen Tipp, wie man an solche Aufträge ran kommt?

Deine Frage ist natürlich berechtigt. Jeder möchte wissen, wie man erfolgreich, sprich: gewinnbringend, arbeitet und die "dicken Fische" an Land zieht. Ich wundere mich aber immer wieder, warum viele einerseits die Selbständigkeit anstreben, aber andererseits keine Ideen haben, wie man sich in der Selbständigkeit über Wasser halten kann. Im Grunde hast Du mit Deiner Frage bereits die Antwort auf eine andere Frage gegeben, nämlich: "Soll ich mich selbständig machen oder ein Angestelltenverhältnis anstreben?" Sorry, wollte nicht den Klugsch... raushängen lassen ;), musste aber mal gesagt werden.

jopatent
 
Zuletzt bearbeitet:

Karl

*** KT-HERO ***
Hallo Spürnase,

ich glaube nicht, dass es eine erfolgsversprechende Idee ist, sich mit Recherchen über Wasser zu halten. Hierfür gibt es mehrere Gründe:

Erst durch den Ausbau von Online-Datenbanken wurde eine Recherche, wie wir sie heute kennen, möglich. Früher haben sich Herschaaren von Recherscheuren durch die Auslegehallen der Ämter gequält. Depatisnet steht beispielsweise erst seit 2000 der allgemeinheit zur Verfügung. Recherchen waren früher logischerweise viel zeitaufwändiger als heute, allein schon weil man in so ner Auslegehalle halt nicht mal eben Suchwörter mit Operatoren verknüpft und (etwas erfahrung vorrausgesetzt) recht schnell die relevanten Druckschriften bekommt. Entsprechend gibt es auch hinreichend Rechercheure die nach Aufträgen suchen und für Neulinge wirds eng.

Des weiteren - wie von DaPa geschrieben - werden Recherchen auch von Kandidaten erledigt. Die Anwälte kennen ihre Kandidaten und können daher die Recherchequalität (zumindest so halbwegs) einschätzen. Dies ist - neben den niedrigen Kosten - ein großer Pluspunkt der Kandidaten in sachen Recherche. Gerade bei Recherchen ist es sonst extrem schwer, die Qualität der Recherche zu beurteilen. Gibts einfach keine dokumente, mit denen man Patent xyz nichtig kriegt oder kann der Rechercheur einfach nicht gut recherchieren? Schwer zu beurteilen.

Dazu kommt mitlerweile noch jede menge asiatische Konkurrenz. Z.B. versuchen jede menge auf recherchen spezialisierte Indische IP-Unternehmen an Rechercheaufträge zu kommen. Das Nachfragen nach Aufträgen geschieht da oft... mit einem gewissen Nachdruck und relativ häufig durch die Selben unternehmen.

Sorry für die wenig erfreuliche Antwort, aber so sehe ich die Situation (leider) halt.

Gruß Karl
 
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