europäische vs deutsche Zulassung

ggeorgg

Vielschreiber
Liebe Kollegen

bei aller Liebe fürs Vaterland und Stolz auf die "gründliche" und breitschichtige Ausbildung zum deutschen PA, ist doch die europäische Zulassung wichtigere?

Oder konkreter wie verhält es sich mit dem Gehalt, bei der Annahme, dass man nur die ARbeit erledigt/sich auf die ARbeit spezialisiert, die im Bereich der Zulassung liegt. Wenn A die europäische, B die deutsche und C beide zulassungen besitzt, was haben A,B und C für Karrieren vor sich und wie verhält sich ihr Gehalt zueinander?
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
So ziemlich die gleiche Frage hat gerade vorgestern tobi11978 gestellt und pa-tent hat sie recht umfassend beantwortet. Vielleicht liest Du erstmal dort nach.
 

ggeorgg

Vielschreiber
danke dir

ich habe nachgelesen und kann deine Einschätzung nicht teilen. Die Frage ist nach meiner Einschätzung in keiner Weise "ziemlich gleich"
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Hmmm. Die Fragen 2 und 3 von tobi11978 scheinen mir sogar - um mal eine unserer berufstypischen Formulierungen zu gebrauchen - "hochgradig ähnlich" zu Deiner Fragestellung zu sein, zumindest begrifflich.

Aber schön: Ein Mandant erwartet, dass sein Patentanwalt ihn optimal berät, was er wie und wo anmelden soll und das dann auch umsetzt. In einem Unternehmen wird von einem Leiter einer größeren Patentabteilung erwartet, dass er alles beherrscht, was seine Leute machen.

Mit anderen Worten: A und B aus Deiner Fragestellung können als Mitarbeiter in einer Patentabteilung oder auch in einer Kanzlei arbeiten und auch glücklich werden. Eine Karriere werden sie nur bis zu diesem Punkt machen.

Ob C eine Karriere machen wird, ist ungewiss. Es ist zumindest möglich.

Zum Geld hat pa-tent in dem anderen thread eigentlich alles gesagt.
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Wenn A die europäische, B die deutsche und C beide zulassungen besitzt, was haben A,B und C für Karrieren vor sich und wie verhält sich ihr Gehalt zueinander?

Hallo ggeorgg,

in Deinem ersten Thread hattest Du erwähnt, dass Du zur PA-Gilde stoßen möchtest,
weil Du diesen Beruf jenseits aller gängigen Vorurteile so einschätzt, dass man dort
in aller Ruhe einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen kann. Ferner erinnere ich mich
an Deine Äußerung, dass Du Dir ein ruhiges Leben mit 30k pro Jahr vorstellen kannst.

Deine oben zitierte Frage fällt leider aus diesem Kontext heraus. Jetzt beginnt schon
wieder diese dämliche "Wer kann wieviel womit von wem verdienen?"-Diskussion
(Danke übrigens an Blood for PMZ für den auch schon von mir an anderer
Stelle untergebrachten Hinweis, wer hier alles so mitliest (PaFas, Beamte des
Finanzamtes, Mandanten usw.), die bei erfahreneren PAs und schlaueren Kandidaten
nur noch zu einem Kopfschütteln führt, wenn sie vom Kandidatentreff hören.
Um diesen Aspekt konkret zu untermauern: Ich fand es überhaupt nicht lustig,
als mir der für mich zuständige Beamte des Finanzamtes erklärt hat, was er
sich alles im Internet über meinen Beruf angelesen hat, und auch noch wissen
wollte, ob ich ein paar Rechnungen unterschlagen hätte, weil ich bei einem
angeblichen Stundensatz von mehr als 300 Euro doch auf wesentlich
höheres Einkommen hätte erzielen müssen (Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!)

In dem von Dir angestrebten Beschäftigungsmodell (Kollegenarbeit in Teilzeit
für mehrere Kanzleien als ersetzbarer Kollegenarbeiter, der Auftragsspitzen
wegarbeitet) spielt es nahezu keine Rolle, ob Du überhaupt
eine Zulassung hast! Was hingegen eine Rolle spielt, ist der Umstand, ob die
Akten zufriedenstellend bearbeiten kannst. Anders als grond schätze ich Deine Möglichkeit zur
Ausarbeitung von Neuanmeldungen eher auf Null ein, da hierbei die Möglichkeit
zur Abwerbung des Mandanten durch den Kollegenarbeiter viel zu hoch ist.
Daher wirst Du als E-Techniker vor allem Bescheidserwiderungen für
vermurkste Anmeldungen (ca. 80% EP, 20% DE) aus Asien und USA
erledigen dürfen, da bei dieser Tätigkeit kein Mandantenkontakt erfolgt
(deshalb brauchst Du für diese Tätigkeit auch keine Zulassung).
Um es einmal ganz brutal zu äußern: Der Großteil der Kollegenarbeiter
benötigt überhaupt keine Zulassung als PA. Allerdings stellt eine
Zulassung (ob DE oder EP ist egal) die Eintrittskarte in die
Welt der Aktenbearbeitung im Auftrag von Kanzleien dar, da der Dich
beauftragende PA dann ohne erheblichen persönlichen Zeitaufwand sicher gehen kann,
dass Du patentrechtliche Grundkenntnisse erworben hast und die "Spielregeln" verstehst.

Falls Du mir noch nicht glauben solltest: Mir sind viele Kollegen bekannt, die
nur die deutsche Zulassung haben aber ausschließlich EP-Akten bearbeiten.
Da stört sich keiner der beauftragenden Partner dran. Nur für den unglücklichen
Fall einer Anberaumung einer mündlichen Verhandlung muss eine Lösung gefunden werden,
die dann häufig so aussieht, dass der Kollegenarbeiter den Partner (häufig kostenlos,
da dem Mandanten gegenüber nicht abrechenbar) umfangreich informiert, so dass der
Partner den Verhandlungstermin wahrnehmen kann.

Zu Deinem (immer noch?) angedachten Beschäftigungsmodell werde ich gleich im
anderen Thread noch etwas schreiben.
 
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ggeorgg

Vielschreiber
ich danke pa-tent seine beiden super Beiträge.

Es liegt mir fern, eine (weitere) Gehaltsdiskussion loszutreten, deshalb auch der Verweis auf den realtiven Bezug.

Wie pa tent richtig erkannt hat, sind die zwie Threads verwoben. Provokativ gesagt, gesetzt das Ziel mit möglichst wenig Arbeit 30000 EUR im Jahr zu verdienen, wie mach ich das am effizientesten.

Nach pa tent würde mich die Teilzeitarbeit zwangsläufig zum Abarbeiter für verworrene Bescheidserwiederungen machen für diese auch keine Zulassung nötig ist. Korrekt? Das Gehalt würde sich mit Zulassung nicht ändern.
 
Zuletzt bearbeitet:

pa-tent

*** KT-HERO ***
ich danke pa-tent seine beiden super Beiträge.

Bitte sehr, jenseits der üblichen (hoffentlich bis in alle Ewigkeit verbannten)
berufs(bild)schädigenden Phantastereien zum PA-Einkommen bin ich gerne
auskunftsfreundlich.

ich danke pa-tent seine beiden super Beiträge.
Es liegt mir fern, eine (weitere) Gehaltsdiskussion loszutreten, deshalb auch der Verweis auf den realtiven Bezug.

Sehr gut! "Relativ" lautet hier das Zauberwort...

Wie pa tent richtig erkannt hat, sind die zwie Treads verwoben. Provokativ gesagt, gesetzt das Ziel mit möglichst wenig Arbeit 30000 EUR im Jahr zu verdienen, wie mach ich das am effizientesten.

Am effizientesten (auf Langzeitbasis) machst Du das, wenn Du ein eigenes Mandat
(z.B. Dein jetziger Arbeitgeber; z.Z. aussichtlos bei den ganz Großen der deutschen Industrie)
an Land ziehst und dieses umfassend umsorgst. Wenn Du ausschließlich diesen Weg
verfolgst, dann ist die Wahrscheinlichkeit einiger einkommensloser Anfangsjahre eher hoch.
Wenn Du das Ganze (nach den brotlosen Anfangsjahren) noch effizienter gestalten willst,
dann gibst Du davon ein wenig Arbeit an einen unterbeschäftigten PA ab, der
aus irgendwelchen Gründen keine Konkurrenz darstellt, und kassierst 50% des Rechnungsbetrags.


Nach pa tent würde mich die Teilzeitarbeit zwangsläufig zum Abarbeiter für verworrene Bescheidserwiederungen machen für diese auch keine Zulassung nötig ist. Korrekt? ABer ich würde im Vergleich zu einem PA mit Zulassung pro effektiven Arbeitstag sicher nicht weniger verdienen. Siehe Zahnarztgesetz im zweiten Tread

Zunächst mal zum "Zahnarztgesetz": Zwischen Zahnärzten und PAs sehe ich hier
durchaus Parallelen, wenn auch ziemlich andere als von Dir erwähnt.
1. Die Zahnärzte haben sich durch ihren in der Bevölkerung zur Schau gestellten
Reichtum (Protzgehabe mit Porsche und 3mal Urlaub pro Jahr; größte Villa im Dorf)
das Image so verdorben, dass sie trotz umfangreicher Lobbyarbeit gegenüber
der Politik seit ca. 1988 bis einschließlich 2011 mit demselben Punktwert
für ihre Leistungen leben müssen! Hier zeigt sich deutlich, wie man durch eine unglückliche,
selbst verschuldete Darstellung (unverschämte Rechnungen, Protzgehabe) eines Berufs
das Einkommen der gesamten Gilde beschneidet. Ich sehe hier durchaus Parallelen zur
PA-Gilde. Daher auch mein schon häufig geäußerter Hinweis zur Selbstbeschränkung
in diesem ÖFFENTLICHEN Forum!
2. Auch bei Zahnärzten gibt es Krötenarbeit (= Kassenpatienten), die manchmal nicht einmal
kostendeckend ist. Genau wie bei PAs stellt dieses Klientel (Kassenpatienten = Krötenakten)
die Arbeitslast dar, von der es zuviel gibt, die aber keiner machen will.
3. Das schöne Zahnarztleben ist längst vorbei. Zur Akquise von Selbstzahlern,
die auf GOZ-Basis (vgl. Stundenlohnbasis bei den PAs) abgerechnet werden können,
ist heutzutage ein aggressives Marketing und "Lohn"dumping erforderlich, siehe z.B. hier
http://www.zahngebot.de
Möglichst "effizient" verdient man als Zahnarzt sein Geld, wenn man eine angenehme Klientel hat,
die ohne Murren gemäß GOZ oder noch darüber zahlt. Aber die muss man erstmal finden.


Zum Aspekt der Zulassung:
1. Die ist überhaupt nur erforderlich, wenn Du einen Mandanten
aktiv berätst oder für diesen vor einem der Ämter handelst, also "sichtbar" wirst.
Ich habe z.B. während meiner Kandidatenzeit mit Zustimmung meiner Arbeitgeber für
Einzelerfinder Neuanmeldungen geschrieben (also ohne Zulassung). Die Einzelerfinder
haben diese Anmeldungen selbst beim Amt eingereicht => Ich war unsichtbar, keine
Zulassung erforderlich.
2. Mir sind mehrere Kollegen bekannt, die nach bestandenem Patentassessorexamen
ihre Zulassung zur Patentanwaltschaft bewusst nicht beantragt haben, aber unverändert
- wie schon als Kandidat - in einer Kanzlei arbeiten und Bescheide "kloppen". Der Grund
dafür ist häufig der Unwille, (derzeit nur in Bayern) bis zu 1000Euro pro Monat
aus dem Nettoeinkommen in die Standesversorgung abführen zu müssen
 

grond

*** KT-HERO ***
Anders als grond schätze ich Deine Möglichkeit zur
Ausarbeitung von Neuanmeldungen eher auf Null ein, da hierbei die Möglichkeit
zur Abwerbung des Mandanten durch den Kollegenarbeiter viel zu hoch ist.

Ein Forum lebt von der Vielfalt der Erfahrungen, also möchte ich hier nur noch beisteuern, dass es Mandanten gibt, bei denen der Auftraggeber eine Abwerbung praktisch nicht fürchten muss. Das sind z.B. Konzerne, die sich niemals mit irgendwelchen Einzelanwälten abgeben würden, weil der Verwaltungsaufwand viel zu hoch ist. Auch ausländische Mandanten dürften nicht einfach durch "ich mache das letztlich sowieso und könnte das bei Direktbeauftragung viel billiger machen" zu beeindrucken sein. Sofern man überhaupt irgendwie die Ansprechpartner erfährt.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi,

Aufträge für Neuanmeldungen sind schon zu bekommen. Ich stimme da auch grond zu, denn Konzerne tendieren dazu, die Anzahl der Kanzleien zu reduzieren. Bei einem großen Konzern ist es mir bekannt, daß dieser reihenweise alle Kanzleien mit weniger als 3 Anwälten schlicht nicht mehr mit Aufträgen versorgt hat, obwohl diese objektiv bessere Arbeitsqualität abgeliefert haben...

Der auftragsvergebende Patentanwalt, der die Aufträge von Konzernen erhält, kann eine Kontaktaufnahme ja recht gut unterbinden, indem der die Erfindungsmeldungen nur zensiert an den Kollegenarbeiter weitergibt....

> Auch ausländische Mandanten dürften nicht einfach durch "ich mache das letztlich sowieso und könnte das bei Direktbeauftragung viel billiger machen" zu beeindrucken sein.

Sicher nicht. Die sind daran interessiert, Gegenaufträge zu bekommen und die Chancen darauf verringern sich, je kleiner die Kanzlei im Inland ist.

Ciao

arcd007
 
Zuletzt bearbeitet:

pa-tent

*** KT-HERO ***
Ein Forum lebt von der Vielfalt der Erfahrungen, also möchte ich hier nur noch beisteuern, dass es Mandanten gibt, bei denen der Auftraggeber eine Abwerbung praktisch nicht fürchten muss. Das sind z.B. Konzerne, die sich niemals mit irgendwelchen Einzelanwälten abgeben würden, weil der Verwaltungsaufwand viel zu hoch ist. Auch ausländische Mandanten dürften nicht einfach durch "ich mache das letztlich sowieso und könnte das bei Direktbeauftragung viel billiger machen" zu beeindrucken sein. Sofern man überhaupt irgendwie die Ansprechpartner erfährt.

Hallo grond,

ich wollte Dir mit meiner Behauptung (letztlich behaupten wir hier ja alle nur etwas, teilweise
basierend auf unseren eigenen Beobachtungen/Erfahrungen, andererseits basierend
auf der Gerüchteküche), dass man als echter externer Kollegenarbeiter nicht
an Neuanmeldungen rankommt, nicht auf die Füße treten. Sicherlich gibt es auch Kanzleien,
die Neuanmeldungen an externe Kollegen rausgeben. Aus eigener Beobachtung
sind mir halt eher die Konstellationen bekannt, dass Bescheidserwiderungen an
Einzelkämpfer/Teilzeitler gehen und Aufträge zum Verfassen einer Neuanmeldung
eine gewisse kritische Mindestgröße des Auftragsnehmers erfordern. Angesichts meiner
Beobachtung, dass in den letzten Jahren Neugründungen in Form eines
Zusammenschlusses von 2 bis 4 jüngeren Kollegen, die nach einigen Jahren als PA
zusammen aus einer etablierten Kanzlei aussteigen, wie Pilze aus dem feuchten Waldboden schießen,
mag ich da durchaus etwas zu sehr auf den Mandantenübernahmeaspekt schielen.
 

ggeorgg

Vielschreiber
Ich möchte ganz speziell grond und pa-tent danke, welche wirklich super Beiträge in diesem und dem anderen Thread beigesteuert haben. Beide äussern sich differnziert und man merkt, dass sie schon länger im Geschäft sind und wissen, wie der Hase läuft. Der eine ist etwas mehr Optimist und der andere eher Pessimist und die Umwelt wird im Erfahrungsprozess immer selektiv wahrgenommen und interpretiert.
 
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