Patentingenieur Einstiegsgehalt

tsn

Vielschreiber
Hallo,

ich bin promovierter Elektrotechniker (30 Jahre alt) und habe demnächst ein Vorstellungsgespräch (für eine Stelle als Patentingenieur) in einer großen Münchner Kanzlei. Ich würde mich freuen, wenn einer mir konkret sagen würde, was man mit meiner Qualifikation (oder einer ähnlichen Qualifikation) als Einstiegsgehalt verlangen könnte (z.B. Gehaltsspanne) und wie man sein Wunsch auch untermauen konnte (Referenzen)?

Vielen Dank im Voraus!

tsn
 

EK

*** KT-HERO ***
Verfügst Du bereits über Erfahrungen in dem Beruf des Patentingenieurs, so daß Du unmittelbar einsetzbar bist? Dann kannst Du sicher von einem überdurchschnittlichen Ingenieursgehalt ausgehen.

Wenn nicht, solltest Du Dich darauf gefaßt machen, daß Du für die notwendige Lehrzeit (häufig zwischen 6 und 18 Monate) auch ein "Lehrlingsgehalt" erhälst. Promotion etc. hilft da leider nichts.
 

tsn

Vielschreiber
Danke für deine Antwort!

Ich verfüge über keine Erfahrung im Patentwesen. Was wäre deiner Meinunch nach ein realistisches Gehalt (Gehaltsspanne), das ich verlangen könnte (Wie hoch ist denn so ein Lehrlingsgehalt für eine Münchner Kanzlei)? Was könnte ich nach 6 Monaten verlangen (am Ende der Probezeit z.B.)?

Vielen Dank!

tsn
 

EK

*** KT-HERO ***
Da Du erst alles lernen mußt, bist Du erst einmal ein Kostenfaktor. Du bekommst daher nur soviel, wie Du zum Leben brauchst. Ich vermute, Du willst Dich anstellen lassen und nicht freiberuflich arbeiten? In München fängst Du als Single ohne Familie vielleicht bei 3 - 3,5 TEUR brutto an. Nach 1/2 Jahr vielleicht 3,5 - 4 TEUR.
 

tsn

Vielschreiber
Hallo EK und danke nochmals für deine Feedbacks. I
ch habe eine Familie und hoffe, dass es dadurch höher sein könnte :).

Mach es Sinn in einem Vorstellungsgespräch in solchen Kanzleien zu sagen, dass man keine Zahl (Gehaltsspanne) nennen will, da man trotz Recherchen zu wenig Erfahrung hat und dass man sich eher freuen würde, wenn die Kanzlei einem ein gutes Angebot machen würde, dass Qualifikationen und Komplexität der Tätigkeit entsprechen?

Danke
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Hallo,

hier sollten Patentanwaltskandidatengehälter und Patenting.-gehälter nicht durcheinander geworfen werden.

In der Industrie bist Du zwischen 50k und 60k pro Jahr dabei. Warum solltest Du Dich in einer Kanzlei für weniger verkaufen?

Wenn Du aber Kandidat werden möchtest (mit Amtsjahr und breiter Ausbildung) gibt es eben weniger (dafür später mehr).

LG
Alex
 

tsn

Vielschreiber
Alex:jura schrieb:
Hallo,

hier sollten Patentanwaltskandidatengehälter und Patenting.-gehälter nicht durcheinander geworfen werden.

In der Industrie bist Du zwischen 50k und 60k pro Jahr dabei. Warum solltest Du Dich in einer Kanzlei für weniger verkaufen?

Wenn Du aber Kandidat werden möchtest (mit Amtsjahr und breiter Ausbildung) gibt es eben weniger (dafür später mehr).

LG
Alex
Aus Deiner Antwort sehe ich zwei Möglichkeiten :

entweder verlange ich zwischen 50k und 60k pro Jahr, wenn ich nicht Patentanwalt werden will (-> kennst du Kanzlei, die bereits wären so etwas zu zahlen?)

oder ich verlange etwa weniger und mache die Ausbildung zum Patentanwalt

Sehe ich das richtig bzw. mach es aus Deiner Sicht nur Sinn in eine Kanzlei zu gehen, erst wenn man zum PA ausgebildet werden will?

und zu meiner zweiten Frage:

Mach es Sinn in einem Vorstellungsgespräch in solchen Kanzleien zu sagen, dass man keine Zahl (Gehaltsspanne) nennen will, da man trotz Recherchen zu wenig Erfahrung hat und dass man sich eher freuen würde, wenn die Kanzlei einem ein gutes Angebot machen würde, dass Qualifikationen und Komplexität der Tätigkeit entsprechen?

Vielen Dank!
 

EK

*** KT-HERO ***
Alex:jura schrieb:
In der Industrie bist Du zwischen 50k und 60k pro Jahr dabei. Warum solltest Du Dich in einer Kanzlei für weniger verkaufen?
Vielleicht weil er die in der Industrie benötigte Qualifikation bereits besitzt, die in der Kanzlei benötigte jedoch noch nicht?
 

grond

*** KT-HERO ***
EK schrieb:
Alex:jura schrieb:
In der Industrie bist Du zwischen 50k und 60k pro Jahr dabei. Warum solltest Du Dich in einer Kanzlei für weniger verkaufen?
Vielleicht weil er die in der Industrie benötigte Qualifikation bereits besitzt, die in der Kanzlei benötigte jedoch noch nicht?
Ich vermute stark, dass Alex:jura sich auf einen Patentingenieur in der Industrie bezog, nicht auf einen Ingenieur in der Entwicklung oder dergleichen.

Ich weiß von einer Patentingenieursstelle in einem Industrieunternehmen fern vom teuren München (inzwischen besetzt), die mit 70T€ dotiert war. Ein Ingenieursgehalt von 50 bis 60T für einen promovierten Ingenieur wäre für München so oder so zu wenig. Dass eine Kanzlei auch auf ihre Seite der Kosten guckt, ist aber auch klar. Aber gerade deshalb ist ja der Einwand berechtigt, dass sich besser bezahlte Positionen in der Industrie finden lassen, bei denen der Arbeitgeber etwas mehr Geduld beim Warten auf die Rentabilität ihres Angestellten hat.
 

David13

SILBER - Mitglied
Hallo,

also nun mal Butter bei die Fische...Ich selbst bin Pat.-Ing., mittlerweile bei einem mittelständischen Unternehmen als Patentreferent angestellt. Nach meiner Promotion (Dr.-Ing.) habe ich in einer großen Münchener Kanzlei angefangen. Einstiegsgehalt (Familie mit Kind) ca. 3.900 Euro brutto, nach einem Jahr 4.200 Euro, danach nur noch Inflationsanpassung. Eine Steigerung war dann nur noch möglich über eine umsatzbasierte Entlohnung (max. knapp 30% vom Umsatz). Damit konnte man angeblich bis 100 TEuro verdienen.

In der Industrie sind meiner Erfahrung nach für einen Pat.-Ing. mit Berufserfahrung zwischen 60 und 70 TEuro drin. Mit bestandener EQE auch mehr (ich weiß von ca. 80 TEuro bei einem sehr großen deutschen Unternehmen, hier ohne Führungsverantwortung).

Zum Kern: ich würde bei der Frage nach dem gewünschten Gehalt eine Zahl von ca. 50 TEuro nennen. Das ist in München auf jeden Fall möglich. 45 TEuro sollte die absolute Schmerzgrenze sein.

Hoffe, damit geholfen zu haben. Viel Glück beim Bewerbungsgespräch.

David13
 

EK

*** KT-HERO ***
Primzi schrieb:
Was wuerdest du dann in einer Kanzlei machen?
Als Patentingenieur arbeiten ?!?!

Primzi schrieb:
Was bleibt dann uebrig - Recherche? Vieleich eine Mischung zwischen Administration und Technik?
Nein. Als Patentingenieur in einer Kanzlei zu arbeiten ist doch völlig normal. Der PI übernimmt dabei fachliche Arbeiten, die keine Rechtsberatung im engeren Sinne erfordern, wie bspw. die Ausarbeitung von Anmeldungen, Bescheidserwiderungen, Einsprüchen usw. (auch Recherche). Die vorherige Beratung des Mandanten erfolgt durch den PA.
 

Primzi

GOLD - Mitglied
EK schrieb:
Der Patentingenieur übernimmt dabei fachliche Arbeiten: Ausarbeitung von Anmeldungen .... Einsprüchen usw.
Dafur sind aber die Kentnisse von Patentrecht notwendig:

Jemand kann wohl nicht eine Anmeldung schreiben ohne zu wissen was A 54,54,83,84 bedeuten?

Und fuer einen Einspruch sind die rechtliche Angrife (z.B 123(2), (3)) genau so wichtig oder wichtiger als Neuheit?

P
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Natürlich ist das wichtig. Ich kenne Kandidaten, die während ihrer Ausbildung EINEN Anmeldungsentwurf geschrieben haben und ansonsten NUR Bescheide erwidert haben (am Abend wurde übersetzt, damit auch das Geld stimmt).

Wo wurden da die nötigen Kenntnisse vermittelt?!

Daher Ball flach halten. Wenn er gut ausgebildet wird, wird er sich als PatIng bewähren und nach einem Jahr seine Arbeit gut machen.

Der Vorteil ist, dass er nach 26 Monaten nicht ins Amtsjahr oder dgl. verschwindet. Er bleibt bei seinem Stand und verdient ordentlich Geld.

Das ist auch ein wirtschaftliches Kanzleimodell.

Gruß
Alex
 

Dr. No

SILBER - Mitglied
Er bleibt bei seinem Stand und verdient ordentlich Geld.

Das ist auch ein wirtschaftliches Kanzleimodell.
In der Tat ist diese Art der "Ausbildung" vor allem für Kanzleien wirtschaftlich interessant.

Deshalb greifen auch so viele darauf zurück. Und es werden immer mehr...
 

Primzi

GOLD - Mitglied
Alex:jura schrieb:
Der Vorteil ist, dass er nach 26 Monaten nicht ins Amtsjahr oder dgl. verschwindet.
Es scheint mir als ob diese Vorauszetzungen (um DE Patentanwalt zu werden) eher eine Barierre um den Zugang zum "old boys club" ze Verhindern...

Ich kenne einen EPA Pruefer der viele Stuecke der EPA Richlitinien (und ein paar Buecher) geschrieben hat, ist bei der EQE dabei, aber er kann trotzdem nicht in die Reihen von UK Chartered Attorney durchdringen.

Macht es so was eigentlich Zinn?

P
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Mag ja sein, dass in anderen Ländern andere Sitten herrschen - hierzulande verläuft die Grenze zum "old boys club" aber nicht bei der Zulassung zum Patentanwalt. Eine Kandidatenstelle bekommt zumindest bei den Ingenieuren und Physikern jeder, der möchte und an der Prüfung scheitert ebenfalls niemand - im Gegensatz zur EPA-Prüfung. Spannend wird es erst, wenn es um die Verteilung der Mandanten geht und vor allem wenn es ums Geld geht. Man beobachte nur die erstaunlich hohe Anzahl von Neugründungen in München. Das wäre nicht der Fall, wenn die Ausbildung reglementiert und begrenzt wäre.
 

Rex

*** KT-HERO ***
Das gelbe U schrieb:
Spannend wird es erst, wenn es um die Verteilung der Mandanten geht und vor allem wenn es ums Geld geht. Man beobachte nur die erstaunlich hohe Anzahl von Neugründungen in München. Das wäre nicht der Fall, wenn die Ausbildung reglementiert und begrenzt wäre.
In der Tat. Und ich bin der Auffassung, dass das so nicht mehr lange gut gehen kann.
Schneller als die meisten denken, werden wir dieselben Verhältnisse wie bei den Rechtsanwälten haben. Es ist jetzt schon so, dass es eine dünne Schicht von Kanzleien gibt, denen es sehr gut geht, während die große Masse sich zunehmend wirtschaftlich gerade so über Wasser zu hält. Dieser negative Trend wird zunehmen.
(siehe auch den Patentanwalts-Index http://www.varidian.de)
 
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