PostDoc oder Nicht...

Fragesteller

Vielschreiber
Hallo Ihr,

momentan bin ich kurz davor meine Promotion in Life Sciences abzuschliessen und frage mich wie sinnvoll es ist (gerade jetzt in der momentanen wirtsch. Lage) einen PostDoc zu machen. Wie seht ihr die Chancen eines jungen Promovierten Biowissenschaftlers mit Auslandserfahrung auf eine Kandidatenstelle.. or PostDoc a waste of time?!? ...

Freue mich auf eure Meinungen!

Gruss, FS
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
Hallo Fragesteller,

wenn Du jetzt schon weisst, dass Du nicht Forscher werden und in die Patentbranche einsteigen willst, dann ist der PostDoc meiner Meinung nach eher Zeitverschwendung, es sei denn, Du qualifizierst Dich dabei in einer Weise weiter, die vom bisherigen Werdegang noch nicht erfasst ist (z.B. eine Sprache erlernen oder deutlich verbessern).

Viel Glück bei der Entscheidung,


Gonzo
 

PhD

SILBER - Mitglied
Für Lifesciene sieht der Kandidatenmarkt generell in den letzten Jahren eher schlecht aus, und zur Zeit haben viele Kanzleien, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind, einen Auftragsrückgang zu verbuchen - und haben dementsprechend einen Einstellungsstopp. Insofern wäre ein PostDoc in der Hoffnung auf bessere Zeiten überlegenswert...

Wenn ich die Wahl hätte, ich würde einen Postdoc irgendwo machen, wo's schön ist (Australien, Kalifornien...) und nochmal 1 Jahr Studentenleben genießen, so viel Freizügigkeit hat man nämlich in der Kanzlei im Allgemeinen nicht, und richtig arbeiten tut man noch lang genug...;-) Wenn Du allerdings eine gute Kandidatenstelle bekommst, spricht natürlich auch nichts dagegen. Letztendlich kann Dir die Entscheidung niemand abnehmen...
 

Rex

*** KT-HERO ***
PhD schrieb:
Für Lifesciene sieht der Kandidatenmarkt generell in den letzten Jahren eher schlecht aus, und zur Zeit haben viele Kanzleien, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind, einen Auftragsrückgang zu verbuchen - und haben dementsprechend einen Einstellungsstopp. Wenn Du allerdings eine gute Kandidatenstelle bekommst, spricht natürlich auch nichts dagegen.
Selbst dann würde ich die Kandidatenstelle nicht annehmen, weil der Markt extrem schlecht ist. Was nützt eine Ausbildung, wenn man hinterher keine Stelle findet?
 

Schreiberling

Schreiber
Hallo,

einen Postdoc würde ich eher nicht machen. In meinen Augen lernt man auch nicht auf jeden Fall so viel Englisch in jeder Arbeitsgruppe wie man sich das vorher wünscht. Laborarbeit ist nicht unbedingt mit viel Kommunikation verbunden und viele Wissenschaftler sind auch teilweise eher auf ihre Arbeit konzentriert als auf Small-talk aus. Ob du ausserhalb der Uni soviel Englisch lernst, ist auch nicht garantiert.
Zunächst würde ich notfalls ein kürzeres Praktikum im Patentgewerbe machen, um abzuklären, ob der Beruf wirklich das Richitge für dich ist.
Falls Du es dir leisten kannst und du keine Kandidatenstelle findest, würde ich in London einen LLM mit dem Schwerpunkt auf Patentrecht machen oder einen einjährigen MBA in Erwägung ziehen - da verbessert du auf jeden Fall eher deine Sprachkenntnisse und hast einen weiteren Titel. Wenn du das Geld nicht hast, würde ich versuchen, in der Industrie ein Jahr Forschungserfahrung oder allgemeine Arbeitserfahrung zu sammeln. Es ist richtig, dass die Kandidatenstellen in deinem Bereich sind zwar rar, aber die anderen Jobs in der Industrie für Biochemiker/Biologen sind derzeit auch knapp - speziell in reinen Forschungsabteilungen. Daher würde ich mich eher breiter qualifizieren oder sofort anfangen.
 

Mitscherlich

Schreiber
Also ich würde den Arbeitsmarkt für Life-Science Patentanwälte bei weitem nicht als so schlecht einschätzen wie das hier ausgesagt wurde. Schließilich ist in Zeiten der Wirtschaftkrise der Pharmabereich einer der wenigen, die sehr stabil sind. Boehringer Ingelheim baut z.B. seine Biopharmazeutika Sparte extrem aus, so dass die inzwischen ca. 20 % des deutschen Umsatzes ausmacht. Wenn man den Thread "Pleiten,Pech und Pannen" betrachtet, sieht man, dass im Moment besonders die "ach so tollen" Ingenieure Probleme haben. Aber darum soll es jetzt nicht gehen, und ich will auch niemanden angreifen. Wollte nur darauf hinweisen, dass der Arbeitsmarkt im LifeScience Bereich alles andere als schlecht ist, vorallem weil da Patente nochmal viel wichtiger sind als im Ingenieurbereich.
Nun aber zum Postdoc, den ich nicht für unbedingt zwingend aber schon für sehr sinnvoll halte. Dann aber auf keinen Fall in Deutschland sondern im englischsprachigen Ausland. Du musst sehen, dass du fachlich nochmal sehr viel dazu lernst und dein Englisch perfektionierst . Die Aussage, dort würde niemand mit dir sprechen, weil Wissenschaftler Soziopathen halte ich für nicht richtig. Ich kenne es nur so, dass man in Teams arbeitet und da sehr häufig über seine Arbeit diskutiert und dann bringt dass dir schon etwas. Also würde ich mir einen schönen, renommierten Arbeitskreis suchen, noch ein Jahr forschen und eine schöne Nature-Publikation schreiben ;)
 

pak

*** KT-HERO ***
Mitscherlich schrieb:
...., dass im Moment besonders die "ach so tollen" Ingenieure Probleme haben. Aber darum soll es jetzt nicht gehen, und ich will auch niemanden angreifen....
Was soll dann die "ach so" unangebrachte Bemerkung? Gehört in eine Schublade mit "Industrievertreter sind faul" und "Kanzleivertreter sind geldgeil".

Gruß

pak
 

Mitscherlich

Schreiber
Die Aussage war, wie gesagt, nicht darauf gedeutet hier irgend jemanden zu beleidigen. Mir ging es nur darum, dass ich es für nicht in Ordnung halte das Fachgebiet von "Fragesteller" so abzuwerten. Besonders weil die gemachten Aussagen meiner Meinung nach nicht der Realität entsprechen.
 

pak

*** KT-HERO ***
Mitscherlich schrieb:
Die Aussage war, wie gesagt, nicht darauf gedeutet hier irgend jemanden zu beleidigen. Mir ging es nur darum, dass ich es für nicht in Ordnung halte das Fachgebiet von "Fragesteller" so abzuwerten. Besonders weil die gemachten Aussagen meiner Meinung nach nicht der Realität entsprechen.
OK, dann will ich das nochmal durchgehen lassen ;-)

Gruß

pak
 

Rex

*** KT-HERO ***
Mitscherlich schrieb:
Mir ging es nur darum, dass ich es für nicht in Ordnung halte das Fachgebiet von "Fragesteller" so abzuwerten.
Mal ernsthaft: Es geht nicht um eine persönliche Auf- oder Abwertung. Wenn man sich die Anmeldestatistiken nach Fachgebiet anschaut, sieht man, dass die sog. "Life Sciences" praktisch keine Rolle spielen. Schon der Begriff "Life Sciences" für Biologie ist Marketingdeutsch und ein Euphemismus. Die Wahrheit ist doch, dass es sich bei den "Life Sciences" im Vergleich zu Ingenieuren und Physikern um eine brotlose Kunst handelt. Natürlich nicht grundsätzlich, aber durch die hohe Zahl von Absolventen, d.h. es gibt ein riesiges Angebot bei geringer Nachfrage.
 

Schreiberling

Schreiber
Ich glaube nicht, dass die Absolventenzahlen im Life-Sciences-Sektor sehr hoch sind, problematisch ist in der Tat die Nachfrage.

Aus dem Kopf würde ich fpr die produzierende Industrie für Deutschland folgende Personalverhältnisse zugrunde legen:

Ingenieursbereich: 4 Mio Beschäftige (Maschinenbau/Elektro)
Chemie: 400 000 Beschäftigte
Pharma: 100 000 Beschäftigte
Biotech: 20 000 Beschäftigte (aber mit dem stärksten Wachstum derzeit)

Absolventenzahlen:
Jahrgangskohorte 1980: ca. 800 000
Elektrotechnik (mit FH): ca. 12 000
Maschinenbau (mit FH): ca. 12 000
Physiker: ca. 4000
Mediziner: ca. 5000
Promov. Chemiker: ca. 2500 (ohne FH und Staatsexamen)
Promov. Biologen: ca. 2500 (ohne FH und Staatsexamen)
Promov. Apotheker: ca. 100 (insgesamt ca. 1000)
(alles ohne Gewähr)
Mathematiker: ?



Es gibt also meiner Meinung nach schon bedeutend mehr Ingenieure als Life-Sciences-Experten, aber die Industrie ist noch zu klein. Im Pharmabereich werden in Zukunft in meinen Augen etwas weniger Synthesechemiker benötigt und mehr Biologen, weil die Produktion Biosimilars (generisch produzierte Proteinarzneien) gerade anläuft - aber es dauert sicherlich noch einige Jahre, bis sich das auf die Einstellungszahlen niederschlägt.
Bis das mit der Biotechnologie so richtig anläuft, werden meiner Meinung nach noch 20 Jahre vergehen. Vor 10 Jahren wurde gesagt, dass 2020 die Biotechnologie von den Beschäftigtenzahlen die Chemieindustrie ablöst, aber das ist natürlich vollkommen übertrieben.
 

Rex

*** KT-HERO ***
Mit den Zahlen von Schreiberling muss man nur mal nachrechnen: Ingenieursbereich mit Chemie und Pharma = 4,5 Mio Beschäftige. Biotech: 20 000 Beschäftigte, sind nur 0,004 % (!). Umgerechnet auf schätzungsweise 2500 PAs entspricht das einem Bedarf von insgesamt 11 Biotech-Patentanwälten.
Selbst wenn sich der Biotechbereich verdoppeln würde, wären es nur 22 Anwälte.
Wie kann man da einem Biologen/Biochemiker etc. eine Kandidatenausbildung empfehlen?
 
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