Zunkunft des Berufs PAtentanwalt

J

jo

Guest
da dieses Theme offenbar viele Diskussionen aufgeworfen hat, mache ich gleich mal ein neues Thema auf:

Wie steht's mit den Zukunftsaussichten für die PAtentanwälte?


Haben wir bald eine Schwemme an Patentanwälten (wie bei den Schweinezyklen)?
(1997 waren es ca. 1500 PAs, heute sind's ca. 2000(?))

Welche Konsequenzen bringen mittelfristig zu erwartende Änderungen:

-Wegfall des Übersetzungserfordernisses

- Patentstreitigkeiten müssen nicht mehr in jedem einzelnen Staat sondern können EU-weit ausgefochten werden

- etc etc.
 
A

Ahoi

Guest
Mich würde bei dieser Frage auch interessieren, wie die akademische Vorbildung in der Runde der Patentanwälte aussieht. Gab es überdurchschnittliche Zuwächse aus dem Bereich Chemie, Biologie. Wie sieht es bei Maschinenbauern, E-Technikern aus. Macht es überhaupt einen Unterschied?

Vielleicht hat ja einer von Euch auch hierzu Antworten.

Ahoi!
 
G

GAST_DELETE

Guest
Zum Thema akademische Vorbildung ist ganz klar zu sagen: Die meisten neuem PA sind und bleiben Elektroingenieure knapp gefolgt von Physikern. Danach folgen Maschinenbauingenieure. Chemiker sind seltener anzutreffen und als Biologe muss man zumeist kämpfen, um eine (gute) Kandidatenstelle zu ergattern. Der Grund ist ganz einfach. In einem Studium der Elektrotechnik lernt man nicht nur technisch-praktisch orientiert zu denken, das Abstraktionsvermögen wird auch sehr stark geschult und verbessert. Bei den Physikern ist die Tendenz zum praktischen Denken oftmals nicht so ausgeprägt und bei den Maschis fehlt häufig die Fähigkeit zur Abstraktion. Dies ist genau der Grund weshalb am häufigsten auf E-techniker zurück gegriffen wird, auch wenn vom Themengebiet ein Biologe oder Chemiker auf den ersten Blick am geeignetsten erscheint. Mir sind einige Kanzleien bekannt, in denen der Anwalt für Biotechnologie Elektroingenieur ist und eben kein Biologe.
Mich würde dennoch interessieren, ob jemand diesbezüglich andere Erfahrungen gemacht hat. Dennoch gilt meiner Meinung nach: E-techniker, Physiker und Maschinenbauer bekommen relativ leicht eine geeignete Kandidatenstelle. Bei Chemikern wird es schon etwas schwerer und die Biologen....
 
D

Dr. No

Guest
Kritisch sehe ich ja in der Tat die geplanten Änderungen im EU-Recht.

siehe hier:
http://www.juve.de/cgi-bin/juve/dhb_introtxt.pl?kapitel=Patentrecht%3A%20Anmeldungen

...
"Einen Schritt weiter kam man in diesem Jahr in einem lang anhaltenden Streit, als Brüssel die Eckpunkte für ein Europäisches Gemeinschaftspatent beschloss. Erfindungen sollen in der ganzen EU gleichen effektiven Schutz genießen. Bis 2010 soll es ein neues EU-Patentgericht 1. Instanz in Luxemburg geben."
...

Würde dies in der Praxis in einigen Jahren heißen, dass viele nationale (Korrespondenz-)Anwälte dann überflüssig würden (weil dann ja in der 1. Instanz europaweit ein Gang nach Luxemburg reicht)?
 
N

NN

Guest
Ich sehe die Kandidatenschwemme sehr kritisch:

2002: ~220 neue Kandiaten pro Jahr
(4 Hagenkurse mit 50-60 Teilnehmer)

2002: ~2000 zugelassene Patentanwälte
 
Z

Zombie

Guest
Ich habe tatsächlich mal Chemiepatente von einem Elektrotechniker schreiben lassen. So sahen die Patente dann auch aus. Das ist aber lange her. Ob Chemiker Elektropatente besser schreiben können, weiss ich nicht. Was ich weiss ist, dass man als Patentanwalt Kompetenz nicht simulieren kann.
(Im Mittelalter wurden bei Brückenbauten die Architekten unter die Brücke gestellt, während die Gerüste abgebaut wurden).
 

Joe Indus

Vielschreiber
Bleiben wir doch 'mal alle auf dem Teppich:

Die Bedeutung von IP hat in den letzten Jahren zugenommen und das wird wohl auch so bleiben. Sicherlich werden die Wachstumsraten nicht mehr so hoch sein wie in den letzten Jahren, aber zu tun gibt es noch eine Menge! Dies gilt vor allem für die Qualität!

Die Bäume wachsen heutzutage nicht mehr in den Himmel; das gilt überall; auch Patentanwälte sind davon nicht ausgenommen!
Man sollte also vor allem Freude am gewerblichen Rechtsschutz haben. Die Erwartung, schnell reich zu werden, sollte man besser nicht haben.

Weiterhin gilt auch für Patentanwälte die allgemeine Regel, dass der der gut ist, auch vorankommen wird. Wahrscheinlich wird in Zukunft stärker zwischen guten und schlechten Patentanwälten unterschieden werden.

Fazit: Wer wirklich Patentanwalt werden will, der sollte es ruhig tun !
Wenn es nur eine Verlegenheitslösung ist, weil man nicht auf eine bessere Idee gekommen ist: Besser bleiben lassen!



P.S. Bis zum Gemeinschaftspatent ist noch ein weiter, steiniger (und vor allem langer) Weg und auf den Wegfall von Übersetzungserfordernissen können wir noch sehr, sehr lange warten. Allerdings übersetzen professionelle Übersetzungsbüros besser und meist billiger als Patentanwälte; dies haben nur viele Klienten noch nicht gemerkt. Hier könnte es am ehesten Änderungen geben.
 
D

Dr. No

Guest
Im Wegfall des Übersetzungserfordernisses sehe ich auch kein Problem für auf echte patentanwaltliche Tätigkeit ausgerichtete Kanzleien. Gute Kanzleien haben dafür eh ihre fest dafür eingeplanten Übersetzer-Fachkräfte, so dass es die PAs selber kaum treffen dürfte. Die entscheidenden Umsätze machen die wohl ohnehin nicht damit.

Das mit der Verlegenheitslösung sehe ich genauso; wenn man es macht, nur weil man nichts Besseres findet, sollte man es lieber bleiben lassen. Und wer für die Juristerei nichts übrig hat sowieso.
Wer einfach nur Kohle verdienen will und sonst nichts findet, sollte dann vielleicht lieber darüber nachdenken, MLP-Berater zu werden. ;-))
 
G

GAST_DELETE

Guest
letztlich bildet der Berufsstand der Patentanwälte seinen Nachwuch selber aus, so dass man schon deshalb nicht befürchten muss, dass es mehr PAs geben wird als nötig.
 
D

Dr. No

Guest
Viele Kanzleien bilden aber durchaus mehr Kandidaten aus, als sie selbst übernehmen!
 
M

Marko

Guest
Hi,
ich höhre hier immer nur etwas zu den Zukunftsaussichten von Chemikern, Physikern oder Biologen. Ich studiere Lebensmitteltechnologie ( Dipl. Ing. Univ.), und würde mich freuen wenn ihr mir sagen könntet ob es auch für solche "Exoten" Bedarf in Kanzleien gibt. Ich denke der Studiengang ist mit einer Mischung aus Maschienenbau und Biotechnologie eigentlich gar nicht so uninteressant für den Beruf (Stichwort: Universaldiletant...).

Vieleicht weiß ja jemand von euch bescheid?

Danke im voraus!
 
D

DD

Guest
...dass professionelle Übersetzungsbüros Patentanmeldungen besser (und billiger) übersetzen als Patentanwälte widerspricht i.A. "der Lebenserfahrung"
 

Joe Indus

Vielschreiber
Da scheine ich völlig andere Lebenserfahrungen zu haben !!
Wir lassen jedenfalls alles auswärts übersetzen.
Zum Übersetzen ist uns echt die Zeit zu schade.
 
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