Promotion nützlich oder zwingend?

S

Student

Guest
Hi,

ich bin 22 Jahre alt, studiere Chemie (Uni) im 7. Semester und bin sehr am Beruf Patentanwalt interessiert. Zuerst möchte ich noch ein Lob an dieses Forum aussprechen, weil man hier wirklich viel über den Beruf in Erfahrung bringen kann. Ich möchte im September mit meiner Diplomarbeit beginnen und bin somit voraussichtlich nächsten April mit meinem Studium fertig. Mir stellt sich nun die Frage, ob ich für den Beruf Patentanwalt nun promovieren sollte/muss und wenn ja, ob Analytik (ICP, RFA, GC ...) eine geeignete Wahl ist? Ich hab schon mit einigen Patentanwälten im Raum Erlangen/Nürnberg gesprochen, die gemeint haben, dass eine Promotion für Chemiker äußerst wichtig wäre! Sind sie da gleicher Meinung? Über zahlreiche Tips würde ich mich sehr freuen!
 
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Elke

Guest
Ich bin auch Chemikerin. Analytik ist meines Erachtens nicht ideal für PAs. Promotion ist nützlich, denn wenn Du mit Erfindern aus der Chemie zu tun hast, sind das alles Doktoren. Die nehmen dich vielleicht nicht für voll. Viel Spass ansonsten !
 
M

Maggolino

Guest
Als ChemikerIn ohne Promotion in Deutschland wirst Du ein Akzeptanzproblem erfahren. Das ist bei euch Chemikern so ähnlich wie ein abgebrochenes Studium. Dein Problem ist, die meisten PA's wissen das. Also ring Dich dazu durch.

Maggo
 
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Robby

Guest
Du brauchst sowieso ein praktisches Jahr, also such Dir eine Promotion mit Experimenten (ist bei Chemie glaub ich sowieso in der Regel dabei) und ziehs durch - so ein paar Jahre an der Uni machen auch Spass und zu alt bist du ja auf keinen Fall.
 
S

Student

Guest
Vielen Dank! Warum nicht Analytik? Will auf keinen Fall in org. Synthese promovieren! Ich finde Analytik ist ein sehr breites Feld, ist das nicht für einen PA von Vorteil? Was empfehlen sie?
 
U

u. n. own

Guest
Dreister Rat (ich muss ihn ja nicht ausbaden ;-)): Promoviere nach Deinem persönlichen Geschmack, nur achte darauf, dass Du tatsächlich praktische Tätigkeit ausübst (und als Chemiker etwa nicht nur Moleküle am Computer simulierst). Wenn Du Dich bewirbst, wirst Du es viel einfacher haben, jemanden von Deinen Qualifikationen zu überzeugen, wenn Du vorher aus eigenem Interesse bei der Sache warst!

Die Sache leigt anders, wenn Du schon ein bestimmtes Aufgabengebiet im Auge hast, wofür die Beschäftigung während der Doktorarbeit Dich qualifizieren soll, aber als Chemiker, der Patentanwalt werden will... Ich glaube, da ist diese Bedingung nicht erfüllt. Du musst sowieso damit rechnen, dass zahlreiche Fragen zur Chemie an Dich herangetragen werden, die nichts mit Deiner Doktorarbeit zu tun haben. Also ran an die Analytik!!!

(P.S.: Ich bin auch Chemiker, der auf einem obskuren Teilgebiet der organischen Chemie promoviert hat, und ich glaube, ich bin trotzdem ein ganz guter PAK.)
 
F

Fritz

Guest
"Jemanden von seinen Qualifikationen überzeugen" - genau ! darauf kommt es an ! (nicht so sehr auf deine Qualifikation, sondern wie du sie verkaufen kannst, was sie bei anderen für einen Eindruck (Bild) hervorruft). Und da ist m.E. Analytik immer noch etwas benachteiligt im Vergleich zur präparativen Chemie oder Verfahrenstechnik, weil sie einfach von einer erfinderischen Tätigkeit weiter entfernt ist. Wie sagte ein alter organischer Chemieprofessor bei uns : "Messkurven kann man nicht verkaufen".

(Sorry für die Maschinenbauer, das ist wirklich eine Insider-Diskussion für Chemiker.)
 
Z

Zaungast

Guest
@Fritz:

Ist denn Deiner Meinung nach jemand, der Literaturvorschriften nach Abwandlung der Reihe nach "durchkocht", bis die Synthese eines z.B. neuartig substitierten Ferrocenylsystems (so als Beispiel, ich mache selber was ganz anderes) endlich klappt, mehr ein Erfinder als jemand, der eine neue Analysetechnik entwickelt?
In unserer Fakultät gibt es keinen Analytik-Bereich, aber ich würde mir schon denken, dass auch dort für die Arbeit im Rahmen einer Promotion Wert auf neue Entwicklungen gelegt wird - vielleicht sogar mehr als in der klassischen Synthesechemie!

Liege ich da so falsch?
 
S

Student

Guest
Nochmals Danke für alle Ratschläge. Die Analytikabteilung hier bei uns beschäftigt sich mit Elektronikschrott (Analyse von Leiterplatten und Handy's, Quantifizierung von Schwermetallen, Flammschutzmitteln...). Wir versuchen ständig neue Methoden zu entwickeln und alte zu verbessern, gerade jetzt wegen der neuen Gesetze über den Einsatz von Flammschutzmitteln. Ich hoffe, dass mir eine Tätigkeit dort für meine spätere Laufbahn als PA zugute kommt, oder liege ich da so falsch?
 
F

Fritz

Guest
Die Entwicklung analytischer Arbeitsvorschriften, um zB Arsen in Elektronikschrott zu bestimmen, wird eher selten zu industriell relevanten Patenten führen. Im Gegensatz dazu dürfte ein Verfahren zur Aufbereitung von Elektronikschrott, das z.B. zu marktfähigen Produkten führt, zu relevanten Patenten führen. Letzteres hat aber mit analytischer Chemie nichts zu tun. Die Weiterentwicklung analytischer Apparate kann ebenfalls zu Patenten führen.
Das Problem ist, dass die Bestimmung von Arsen in heterogenen Gemischen (um mal bei diesem Beispiel zu bleiben) nicht deswegen "interessanter" wird, weil es sich dabei Elektronikschrott und nicht um Gartenabfälle handelt.
Ich bleibe bei meiner Ansicht, dass die Entwicklung analytisch-chemischer Methoden, die nicht zur apparativen Weiterentwicklung führt, für angehende PAs eher nicht zu empfehlen ist. Vergiss bitte nicht, dass die Chemiker im allgemeinen ein furchtbar konservatives Volk sind !! Die klassischen Fachunterteilungen und Wertvorstellungen spielen da noch eine grosse Rolle.
(Ich komme von einer Universität wo der lokale Chemie-Nobelpreisträger vom Max-Planck-Institut niemals in einem Hörsaal der Chemie-Fakultät Vorlesungen halten konnte, weil er nicht habilitiert ist. Er hält seit 40 Jahren seine Vorträge in den Hörsälen der Forstwissenschaftler und Medizinmänner. Auch aus diesem konservativen Chemie-Professorenvolk können Deine potentiellen Klienten stammen !)
 
S

Student

Guest
Danke, welche Fachbereiche für Diplom und Doktorarbeit würden sie denn empfehlen? Was wird als 1 Jahr Arbeitserfahrung, notwendig für die Ausbildung zum PA anerkannt?
 
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Elke

Guest
Fritz, ich gebe dir ja in der Sache recht, aber du solltest das, was sich da so im Göttinger Elfenbeinturm abspielt, nicht auf die ganze deutsche Chemie übertragen ........
 
F

Fritz

Guest
Formell anerkannt vom DPMA wird Analytik natürlich auch.
Als Aushängeschild empfehle ich organische oder anorganische Chemie (präparativ), oder Polymerchemie (nicht ausschliesslich analytisch orientiert) oder eine verfahrenstechnisch orientierte Arbeit in der Physikalischen Chemie. Alles was mit "Bio" anfängt sieht auch gut aus, wenn es bei der Arbeit nicht ausschliesslich um analytischen Methoden geht.
Und möglichst keine "Computerchemie" (wie einer weiter oben angemerkt hat), so interessant das auch sein mag.
Viel Glück !
 
U

u. n. own

Guest
@ fritz: Seit wann melden deutsche Professoren Patente an?????

Ernsthaft: Die durchschnittliche Chemie-Klientel dürfte jedenfalls nicht aus (....zensiert....) Beamten bestehen, sondern aus Grossindustrie oder (sehr eventuell) mittelständischen Unternehmen. Und dann: Als Kandidat trittst Du nach aussen doch kaum in Erscheinung! Da kann man auch kaum irgendjemand mit seinen exotischen Fachkenntnissen erschrecken!
 
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