Patentanwalt als Entwickler???

I

Info-Suchender

Guest
Hallo und guten Tag,

kurz vor dem Ende meines Studiums stelle ich mir die Frage, ob Patentanwalt der richtige Job für mich ist. Mich würde vor allem folgendes interessieren:
Greifen Patentanwälte auch mal (direkt oder indirekt) in Entwicklungsprozesse von Firmen ein? Ist die berufliche Praxis darauf beschränkt, Ansprüche zu diskutieren und zu formulieren oder gibt man ggfs. auch Empfehlungen bzw. Ratschläge für die betriebliche Umsetzung in reale Prozesse (wenn die entsprechende Qualifikation vorhanden ist).

Im voraus Danke für Eure Antworten.
 
R

Robby

Guest
Wir geben keine technischen Ratschläge. Wir sind nicht die Entwickler. Die Aufgabe eines PA ist es im wesentlichen Entwicklungen jeglicher Art mit unterschiedlichen Instrumenten vor Nachahmungen zu schützen oder auch gegen Schutzrechte vorzugehen, die einem Mandanten "im Weg sind". In die technische Entwicklung einzugreifen halte ich auch für problematisch, denn dann wäre man ja Miterfinder, das verbietet jedoch der Anstand als auch die einschlägigen Verordnungen. Kreativ ist man allenfalls bei der Rechtsanwendung oder der Formulierung der Patente, speziell der Ansprüche, dabei kann es auch mal vorkommen, dass am Ende etwas geschützt wird, wovon in der Erfindungsmeldung keine Rede war...
 
D

dr.vielgut

Guest
Hallo, aus meiner bisherigen äußerst kurzen Erfahrung in einer Kanzlei kann ich berichten, dass es tatsächlich Erfinder gibt, die sich sehr darüber freuen, wenn man nicht nur Ihre Erfindung versteht, sondern sie mitunter auch noch weiterentwickelt, sofern das mölich ist. Allerdings kommt dieses innovative Verbesserungsverhalten nicht überall gleich gut an. Einige Erfinder hören im Grunde nicht so gern, an ihrer Erfindung sei noch etwas zu verbessern, sondern wollen eher unkritisch gelobt werden. Ich persönlich bin der Meinung, ein solches Verhalten sollte man erst zeigen, wenn ein sehr großes Vertrauensverhältnis besteht, welches über das berufliche Vertrauen weit hinausgehen muss.
Besser ist es, lange und gründlich zuzuhören. (aber das war wohl nicht Ihre Frage...)
Tschau
 
R

Rudi

Guest
@Robby:

> dabei kann es auch mal vorkommen, dass am Ende etwas
> geschützt wird, wovon in der Erfindungsmeldung keine Rede
> war...

Autsch, da bringst Du aber den Entwickler in arge Nöte,
wenn er die Declaration für die USA unterschreiben soll...

;-)

Gruß,
R.
 
G

grond

Guest
"Auch mal" trifft es schon. Manchmal musst Du Dich ein wenig anstrengen, um eine Erfindungsmeldung über die nächste Hürde auf dem Weg zu einem Patent zu bekommen. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass Du eine "erfinderische Tätigkeit" ausübst. Bei großen Mandanten kann es auch vorkommen, dass sie Dir mehr oder weniger sagen, welches Konkurrenzpatent sie gerne umgehen würden, Du klopfst das dann ab und lässt Dir, so der "andere" Patentanwalt geschludert hat, eine technisch wie legal gangbare Umgehung einfallen. Ist vielleicht nicht so ganz ethisch, kommt aber vor.

Eine andere Möglichkeit einer nahezu erfinderischen Tätigkeit als Patentanwalt o.ä. gibt es in Firmen, wo solche Leute die Anmeldungen der Konkurrenz beobachten und ggf. die eigenen Entwicklungsabteilungen alarmieren. Dann können Produktentwicklungen angeregt werden, die sich aus den Aktivitäten anderer ableiten lassen. Kann auch kreativ sein...

Wenn Du aber Angst hast, die Arbeit eines PA könnte zu wenig kreativ sein: nach dreieinhalb Jahren in einer Entwicklungsabteilung bei einem momentan führungslosen deutschen Halbleiterhersteller kann ich Dir sagen: als Entwickler arbeitest Du auch nur 5% der Zeit kreativ. Da ist das Feilen an Formulierungen einer Patentanmeldung oder einer Bescheidserwiderung letztendlich kreativer...
 
K

Knurt

Guest
@grond:

LoL, erzähl' uns noch mehr aus der bunten Welt der kopflosen Großkonzerne mit den Massen selbstverantwortlicher Steuermänner ohne Ruderer und ohne Zeiterfassung...

Will mich mal wieder gruseln!
 
G

grond

Guest
Knurt schrieb:
@grond:
LoL, erzähl' uns noch mehr aus der bunten Welt der kopflosen Großkonzerne mit den Massen selbstverantwortlicher Steuermänner ohne Ruderer und ohne Zeiterfassung...
An dem Schritt, bei Infineon aufgehört zu haben, bereue ich nur, dass ich so keine Gelegenheit hatte, zuzusehen, wie die gefeuerten Halbgötter vom Werkschutz vom Gelände geführt wurden... ;)
 
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