Hallo beisammen,
ich kann den meisten hier vertretenen Ansichten in keiner Weise zustimmen. Wie bitte soll das gehen, eine gute Anmeldung zu erstellen (dito für Bescheidserwiderung/Einspruch/Beschwerde) ohne Fachkenntnisse ? Das kann doch wohl nur gehen, wenn ich die Anmeldung mittels Copy & Paste aus der Erfindungsmeldung erstelle und einreiche.
In der Regel kriege ich aber eben nur einen 3/4-seitigen Wisch ohne weitere Abbildungen oder sonst was auf den Tisch, wobei der Text von einem Erfinder geschrieben wurde, dem eh alles klar ist und der weder Lust hat noch darin geübt ist, seine Ideen umfänglich auszudrücken. Und daraus soll ich, der ich vom Fach keine Ahnung habe, eine gute Anmeldung mit zielsicheren Ansprüchen mit Vorteilen und Beispielen machen, die evtl. noch zusätzliche Abgrenzungsmöglichkeiten bieten ?? Ja, wie das denn, bitte ???
Ich kriege täglich aus dem Bereich Computerei/TK Vorgänge auf den Tisch, die ursprünglich von Kandidaten/Anwälten bearbeitet wurden, die gezwungenermassen oder freiwillig meinten, sie könnten alles, und es brauche lediglich etwas generischen technischen Sachverstand. Wissen, was ein Server ist, ein Netzwerk, ein Objekt (nicht nur so ungefähr, sondern als technischer Fachbegriff) ??? Nein, wozu denn, das brauche ich nicht, ich mach jetzt einfach mal. Aber schnell, ich will heute noch zwei Vorgänge in dieser Weise "erledigen".
Das Ergebnis ? Eine Katastrophe, was die Offenbarung angeht, mit den erforderlichen, für den Mandanten teuren zusätzlichen Bearbeitungsschritten. Und für jeden, der wirklich aus dem Bereich kommt, also zB den Prüfer (und den Erfinder/Anmelder !!! Der zahlt das doch !!!!), eine Zumutung. Und ganz nebenbei trägt diese laschige Arbeitshaltung "Jeder kann alles, ich jedenfalls" zusammen mit weiteren Aspekten dazu bei, das Patentwesen insgesamt immer weiter zu diskreditieren.
Zweifellos gibt es viele Vorgänge, die man mit etwas Erfahrung generisch leidlich erfolgreich angehen kann. Viele aber eben nicht. Nach meiner Erfahrung kann ein Maschbauer eben keine guten Computerei-Vorgänge erzeugen. Gleiches gilt umgekehrt. Seriöserweise sollte die Arbeit in Kanzleien also mindestens unterteilt werden in Chemie - Maschbau - Etechnik - Nachrichtenverarbeitung - Schaltungstechnik - Computerei. Grosse Kanzleien gehen längst diesen Weg, doch wohl nicht von ungefähr.
Wer durch Ausbildung und Berufserfahrung in einem oder zweien der Bereiche Kompetenz hat, sollte so seriös sein und sich dem Mandanten, dem Prüfer und der Allgemeinheit gegenüber auch darauf beschränken, und nicht in der Gegend herumdilettieren. Wieso gibt es eigentlich hunderte/tausende von Ingenieurstudiengängen ? Ist das etwa für die Dummen, und nur der PA, der kann alles ?
Das ist meine Meinung nach zwei Jahren Kandidatenzeit, mit den oben angedeuteten, teils eindrücklichen Erfahrungen; ich denke nicht, dass ich meine Meinung nochmal ändern werde.
Grüße an alle, mit der Bitte um weitere Äußerungen in der Sache, vielleicht mal auch von Leuten mit schon längerer Erfahrung.