Wesensmerkmale des PA

E

Eventueller Einsteiger

Guest
Hallo zusammen,

ich stehe kurz vor meiner Promotion und überlege gerade, in welche Richtung ich mich beruflich orientieren soll. PA scheint mir, nachdem was ich bisher davon gehört habe, eine Alternative zu sein.
Ich wollte hier einmal in die Runde fragen, ob die Damen und Herren Kandidaten (und natürlich auch fertigen PAs) mir vielleicht die typischen Wesensmerkmale aufzeigen könnten, die ihrer Meinung nach einen PA ausmacht. Also: worauf kommt es an? Was sollte man mögen, worin sollte man gut sein und was sollte man tunlichst nicht von diesem Job erwarten?

Vielen lieben Dank schonmal!
Der EE
 
T

Thor

Guest
Hallo!

Hier ein paar Stichworte zu den Wesenmerkmalen eines PA:

-genau, gewissenhaft;
-Spaß am genauen und exakten formulieren und an "Wortklaubereien";
-eher freiheitsliebender Einzelgänger, da man meistens alleine in seinem Zimmerchen arbeitet;
-Generalist;
-Fremdsprachen (vor allem Englisch);
-Anzugträger;
-selbständiger Unternehmer;
-Jurist.

So, das waren meine spontanen Assoziationen.

Hoffe, das hilft weiter, ansonsten gibt es bestimmt auch noch einige alte Threads im Forum zu diesem oder einem ähnlichen Thema. Einfach ein wenig wühlen...

Gruß

Thor
 
P

Patkat

Guest
Es ist u.a. eine gewisse spitzfindige Liebe zur Sprache hilfreich, d.h. dass man genaue Formulierungen schätzt etc.

Wie Die vielleicht schon beim Lesen von Teilen des Forumsinhaltes aufgefallen ist, gibt es unter den PAKand. noch ein gewisses Besserwissertum, das glaube ich typisch für diesen Beruf ist.
 

PAKi

Schreiber
Hallo!

Das ist ein Thema, zu dem man viel schreiben kann und jeder sicher eine eigene Meinung hat.

Vielleicht helfen Dir folgende Verweise, falls Du sie nicht schon selbst abgeklappert hast:
- "Beruf Patentanwalt" bei Google eingeben
- Informationspaket von der Patentanwaltskammer zuschicken lassen
- "Patentanwalt" im Berufenet (WWW Dienst des Arbeitsamts) aufrufen
- evtl. Vorlesung zum gewerblichen Rechtsschutz an der Uni besuchen

Mir hat bei der Entscheidung auch geholfen, daß ich mit einen Patentanwalt ein Gespräch führen konnte.

Happy researching!
 
E

Eventueller Einsteiger

Guest
Also, erstmal vielen herzlichen Dank für Eure schnellen Antworten.
Hört sich ja gar nicht mal so schlecht an, das Ganze :)
Ich wollte nochmal bei ein paar der von Euch genannten Punkte nachchecken:
1) "Einzelgänger": ist dies wirklich so? Ich war eigentlich davon ausgegangen, daß man auch/öfters im Team arbeitet - oder ist das abhängig von der Kanzlei?. Ist man bei z.B. Gerichtsverhandlungen immer der einzige?
2) "Besserwissertum": kann ich :))
3) "Generalist": meinst Du damit, daß man in der Lage sein sollte sehr abstrakt zu formulieren um die Ansprüche auf ein möglichst breites Feld auszudehnen?

Dann würde mich noch interessieren, wie es um die berufliche Fortentwicklung eines PA steht. Ist das erklärte Ziel immer ein Sozius zu werden, bzw. seine eigene Kanzlei zu haben, oder kommen z.B. Berufziele, wie Patentrichter ebenfalls in Frage? Wie wird man ein solcher?
Wie laufen solche Gerichtsverhandlungen eigentlich ab und wie häufig kommen diese vor? Ich kann mir vorstellen, daß hier weitere 'wesensmerkmale' gefragt sind, oder?
Eine letzte Frage betrifft das weitere Berufsbild eines PA. Ich habe jetzt schon ein wenig Recherche betrieben und bin neben den offensichtlichen Dingen wie "Patentschriften schreiben" manchmal auch auf so etwas wie "Aquisen" gestoßen. Kann mir da mal bitte jemand weiterhelfen und sagen, wie da die Zeitverteilung ist und was man sonst noch so "tut" als PA - oder ist das auch immer abhängig von der Kanzlei/dem Arbeitgeber?
Danke schonmal!
 
R

Robby

Guest
Einzelkämpfer? Ein klares Ja. Ich möchte den Mandenten sehen, der freiwillig das 2 oder 3-fache zahlt, nur weil sein PA sich sonst in der Verhandlung ein bischen einsam fühlt, reden kann sowieso immer nur einer. Und Einzelbüro ist Pflicht wegen der Diktirerei und der später hinzutretenden Telefonitis. Kurze Rückfragen fachlicher Art bei Kollegen sind normal. Ich kenne aber auch PAs, die den ganzen Tag ihr Zimmer nur verlassen, um aufs Klo oder nach Hause zu gehen. Teamarbeit ist in dem Job sicher die Ausnahme.
 
S

Steuersünder

Guest
@Thor: Klasse, Deine Assoziationsliste! :)


@Einsteiger:

Eventueller Einsteiger schrieb:
3) "Generalist": meinst Du damit, daß man in der Lage sein sollte sehr abstrakt zu formulieren um die Ansprüche auf ein möglichst breites Feld auszudehnen?
Er meint, glaube ich, dass man seine Nase am liebsten in alle (technischen) Dinge stecken möchte und auch im Laufe des Lebens von diversen solchen Dingen einiges hängengeblieben ist, was man aus dem Hirn wieder herausholen und benutzen kann.

Das Gegenteil wäre, dass man nichts lieber tut, als auch die allerletzte Linie eines x-beliebigen Spektrums bis in den Untergrund ganz exakt zu untersuchen bis man ca. 65 ist.


@Rest der Welt:

Eventueller Einsteiger schrieb:
kommen z.B. Berufziele, wie Patentrichter ebenfalls in Frage? Wie wird man ein solcher?
Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich glaube, man kann dazu berufen werden. Aber wie geht das genau? Oder liege ich ganz falsch?
 
M

Maggolino

Guest
Generalist ist für mich das Gegenteil von Spezialist. Im wissenschaftlichen Sinne sollte ein PA in meinen Augen eher vielfältig interessiert sein. Desweiteren kann es nicht schaden, wenn er prinzipiell daran interessiert ist, über den Tellerrand zu schauen, den neben juristischen Kenntnissen muss sich (der freischaffende) PA auch in betriebswirtschaftlichen/organisatorischen/akquisitorischen Belangen.

Im Gegensatz zu obiger Behauptung glaube ich, das PAs eigentlich gesellige Wesen sind. Allerdings verbringen sie wirklich die meiste Zeit in ihrem Büro.

Sonst?

- diskussionsfreudig (wie man sieht)
- etwas pedantisch (Arbeiten sollten immer 100%ig sein)
- neugierig
- nicht schüchtern
- zynisch (finde ich!)

Maggolino
 
P

Patenter Anwalt

Guest
"Teamarbeit ist in dem Job sicher die Ausnahme" schreibt einer von Ihnen, und hat recht. Allerdings hat dieses Einzelgängermodell meines Erachtens zu einem guten Teil ausgedient. Wer in diesem Beruf zu Teamarbeit fähig ist und daran Freude hat, der hat einen bedeutenden Vorteil gegenüber dem traditionnellen Modell dieses Berufes.
Dies hat verschiedene Gründe : die Fragestellungen werden immer komplexer, die Mandanten haben es immer eiliger, auf einigen Fachbegieten sind die Patentanmeldungen so umfangreich, dass ein einzelner sie in einem vernünftigen Zeitraum kaum noch lesen, geschweige denn schreiben kann. In meiner Kanzlei gibt es seit 15 Jahren nur noch Teams, d.h. variable Zweier-oder Dreiergruppen, die an bestimmten Projekten arbeiten. Ich habe es schwer, Leute zu finden, die so arbeiten können und wollen, aber die, die es können, werden damit glücklich, und die Mandanten sind sehr zufrieden. Wir sind in der Lage, kurzfristig Projektteams mit 5-10 Personen aufzustellen, die sechs Wochen lang fulltime an einer due diligence arbeiten - das könnte man anders gar nicht machen, und auf diese Weise sind wir mit den grossen amerikanischen Anwaltskanzleien voll konkurrenzfähig.
Es wird auch weiterhin für Einzelkämpfer Möglichkeiten geben, aber die Zukunft gehört dieser Spezies sicher nicht.
 
E

Eventueller Einsteiger

Guest
Patenter Anwalt schrieb:
"Teamarbeit ist in dem Job sicher die Ausnahme" schreibt einer von Ihnen, und hat recht. Allerdings hat dieses Einzelgängermodell meines Erachtens zu einem guten Teil ausgedient. Wer in diesem Beruf zu Teamarbeit fähig ist und daran Freude hat, der hat einen bedeutenden Vorteil gegenüber dem traditionnellen Modell dieses Berufes.
Dies hat verschiedene Gründe : die Fragestellungen werden immer komplexer, die Mandanten haben es immer eiliger, auf einigen Fachbegieten sind die Patentanmeldungen so umfangreich, dass ein einzelner sie in einem vernünftigen Zeitraum kaum noch lesen, geschweige denn schreiben kann. In meiner Kanzlei gibt es seit 15 Jahren nur noch Teams, d.h. variable Zweier-oder Dreiergruppen, die an bestimmten Projekten arbeiten. Ich habe es schwer, Leute zu finden, die so arbeiten können und wollen, aber die, die es können, werden damit glücklich, und die Mandanten sind sehr zufrieden. Wir sind in der Lage, kurzfristig Projektteams mit 5-10 Personen aufzustellen, die sechs Wochen lang fulltime an einer due diligence arbeiten - das könnte man anders gar nicht machen, und auf diese Weise sind wir mit den grossen amerikanischen Anwaltskanzleien voll konkurrenzfähig.
Es wird auch weiterhin für Einzelkämpfer Möglichkeiten geben, aber die Zukunft gehört dieser Spezies sicher nicht.
@Patenter Anwalt:
Die von Ihnen beschriebene Arbeitsweise klingt definitiv nach einem Umfeld in dem ich "glücklich" werden würde...
Ihre Kanzlei sucht nicht eventuell momentan/in der nächsten Zeit einen Kandidaten im Bereich Biotech?
 
K

Knurt

Guest
@ Patenter Anwalt:

>"In meiner Kanzlei gibt es seit 15 Jahren nur noch Teams, d.h. variable Zweier-oder Dreiergruppen ..."

und

>"Ich habe es schwer, Leute zu finden, die so arbeiten können und wollen ..."

Das ist ja äußerst interessant. Bitte bei Gelegenheit noch etwas Hintergrundinformationen, z.B. durch welche Randbedingungen diese Struktur entstanden ist.

M.E. widersprechen derartige Strukturen allerdings der typischen Patentanwalts-Mentalität, und somit ist es nicht verwunderlich, dass die Rekrutierung nicht einfach ist.

Diese Art der Zusammenarbeit erinnert vielmehr an die neuzeitlichen Angestellten-Teamstrukturen in den großen Firmen. Dazu ist sicherlich auch ein Gutteil Organisation und zudem Hierarchie erforderlich, sprich man benötigt Projektleiter, die Aufgaben verteilen und deren Ausführung überwachen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass entweder nur ziemlich junge Patentanwälte, oder aber nur eher bescheidene, altruistische Typen geeignet sind, Projektmitglieder in solchen Teams zu sein. Sprich, man benötigt wohl ein gewisses Maß an Angestelltenmentalität, denn Unternehmertypen als Projektmitglieder kann ich mir nur schwer vorstellen.

Schlussendlich muss ich noch hinzufügen, dass genau die ständig wechselnde (um nicht zusagen chaotische) Projektarbeit, und die so genannten Querschnittsfunktionen bzw. die ausbeuterische Matrixorganisation in den großen Wirtschaftsunternehmen einer der Hauptgründe für mich war, nach etlichen Jahren derartiger Erfahrungen mich aus diesem Betrieb zu verabschieden und den Weg zum Patentanwalt einzuschlagen.

Dies nicht als Kritik an Ihrer Kanzlei, sondern vielmehr lediglich die mir dazu eingefallenen Assoziationen.

MfG, Knurt.
 
F

fragender

Guest
@Einsteiger

Ich frage mich schon seit längerem was ein geeigneter Kandidat für den Bereich Biotech sein soll. Ich weiß sehr wohl was der Begriff Biotech alleinstehend bedeutet, jedoch frage ich mich welchen Abschluss jemand besitzt, der von sich behauptet er wäre aus dem Bereich Biotech.

Jetzt verwendest Du auch diesen Terminus und bist damit wohl der richtige Ansprechpartner:

Welchen Abschluss muss man besitzen, um von sich zu behaupten man sein aus dem Bereich Biotech?
Ein Biologe? Wohl kaum!
Ein Biochemiker? Wohl auch kaum!
Es gibt an einzelnen Unis Biotechnologiestudiengänge oder das Studium Bioingenieurwesen. Das würde es doch am Besten treffen, oder?
 
J

Johnny

Guest
Biotech ist ein Begriff aus dem Marketing oder Journalismus, wie auch "Life Sciences". Technisch bedeutet das nicht viel.
Man findet da :
Pharmazeuten, organische Chemiker, Biochemiker, Biologen, Genetiker, Maschinenbauer, Physiker etc (die medizintechnische Geräte oder künstliche Gelenke bauen), Mediziner u.v.a.m.

Das Problem ist, wie vielseitig man sein kann.

Ich glaube, alles was im weitesten Sinne mit Molekülen und Verfahrenstechnik zu tun hat, kann von einem Chemiker behandelt werden. Das heisst nicht, dass es Biochemiker, Pharmazeuten oder Ärzte nicht auch können, wenn sie die nötigen Kenntnisse haben (ich will da niemandem auf den Schlips treten).
Die Patentierung von Genen ist ein ganz spezielles Gebiet, das m.E. weitgehend nur promovierten Genetikern zugänglich ist, weil die Verarbeitung und Auswertung der Daten auf sehr speziellen Methoden beruht.
Um Pflanzensorten schützen zu können, muss man Kenntnnisse in systematischer Botanik und Taxonomie haben (also für normale Chemiker schwierig).
Medizintechnische Geräte und Methoden sind eher den klassischen Bereichen des Maschinenbaues, der Elektrotechnik, der Elektronik zuzuordnen, je nachdem. Ein Biologe, der keinen Schaltplan lesen kann, sieht da alt aus.

Deine Frage ist also m.E. etwas unscharf : es kommt immer auf die technische Sachfrage an, mit der der PA konfrontiert ist. Und ein Abschlusszeugnis, auf dem irgendwas vom Biotechnologie steht, ist da nicht automatisch eine bessere Eintrittskarte als ein Chemie- ode Biochemie-Diplom. Und wer keine technische Zeichnung lesen kann, sei er Biotechnologe, Mediziner oder Chemiker, sollte lieber die Finger von Beinprothesen oder Knochenmarknägeln lassen.
 
F

fragender

Guest
Nach meinen Erfahrungen besteht ein großer Teil der "Biotech-Patente" aus Verfahren zur Ermittlung bestimmter DNA-Bestandteile und die exakte Unterscheidung dieser. Da der Trend wohl weg von den klassich chemischen Verfahren hin zu pysikalisch-elektronischen Verfahren geht, arbeiten wohl auch mehr und mehr Physiker und E-techniker an "Biotech-Patenten".

Ich stimme Dir, Johnny, aber zu, dass sich wohl ein großer Bereich an Fachkräften mit den Patenten beschäftigt, die unter dem Oberbegriff Biotech zusammengefasst werden, natürlich Chemiker oder Biochemiker, Verfahrenstechniker und Biologen, aber auch verstärkt Physiker und E-techniker....
 
E

Eventueller Einsteiger

Guest
Fragender schrieb:
@Einsteiger

Ich frage mich schon seit längerem was ein geeigneter Kandidat für den Bereich Biotech sein soll. Ich weiß sehr wohl was der Begriff Biotech alleinstehend bedeutet, jedoch frage ich mich welchen Abschluss jemand besitzt, der von sich behauptet er wäre aus dem Bereich Biotech.

Jetzt verwendest Du auch diesen Terminus und bist damit wohl der richtige Ansprechpartner:

Welchen Abschluss muss man besitzen, um von sich zu behaupten man sein aus dem Bereich Biotech?
Ein Biologe? Wohl kaum!
Ein Biochemiker? Wohl auch kaum!
Es gibt an einzelnen Unis Biotechnologiestudiengänge oder das Studium Bioingenieurwesen. Das würde es doch am Besten treffen, oder?
Naja, ich habe nicht wirklich behauptet, ich sei aus dem Bereich Biotech - dennoch suche ich eine Kandidatenstelle in diesem Bereich...
Mal Spaß beiseite, wie Johnny schon schrieb ist dies wohl eher eine Bezeichnung aus dem Marketing und umfaßt eine große Gruppe von möglichen Absolventen. Weiterhin habe ich die Erfahrung gemacht (welche zugegeben noch etwas spärlich ist), daß auch Kanzleien ihre Kandidaten/PAs unter diesem 'Oberbegriff' führen.
Gleichzeitig hilft m.E. der Gebrauch dieses Wortes aber auch um seine Vielseitigkeit zu unterstreichen :)
 
G

GAST_DELETE

Guest
Also sorry...
Nachdem ich etlichen Jahren Industrieerfahrung habe und jetzt in einer Kanzlei arbeite kann ich nur sagen:

PA sind Einzelkämpfer, die Ihre Kollegen nur beim Mittagessen sprechen.

Projektteams sind in den meisten Kanzleien völlig untypisch, daher sehr selten und werden nur bei extrem wichtigen Patenten eingesetzt.

Wer gerne im Team arbeiten will sollte nicht PA werden.

Gruß
 
Oben