Einstiegsalter
Ich möchte kurz auf die Behauptung antworten, ein Beginn der Ausbildung unter 28/29 sei unmöglich: ich habe nach "normalen" 13 Jahren Abitur gemacht, erst ein Jahr nach dem Abitur dann ein naturwissenschaftliches Studium aufgenommen, länger als die Regelstudienzeit studiert mit Auslandsaufenthalt, Praktika etc. (-> praktisch technische Tätigkeit) und nichts desto trotz kurz nach meinem 26. Geburtstag die Ausbildung begonnen.
Ich kenne auch Kandidaten (zugegebenermaßen wenige), die noch jünger sind.
Dass viele erst mit 30 oder über 30 anfangen, liegt m.E. an deren vorheriger Unentschlossenheit (jahrelange Industrietätigkeit verlangt keiner, und sie ist je nach genauer Tätigkeit auch nicht unbedingt ein Vorteil) oder einer Promotion, die sicher sinnvoll, persönlich bereichernd usw. sein mag, aber (ausser vielleicht für Chemiker) keineswegs unabdingbar ist.
Und nun zu den "Lehrjahren": mein jugendliches Alter gibt meiner Ansicht nach keinem Ausbilder das Recht, mich nach meinem Hochschulstudium nun zum Keller Aufräumen abzukommandieren, und auf diese Idee würde in meiner Kanzlei sicher auch niemand kommen. Es fällt mir sicher leichter, ständige Rotstiftkorrekturen, mit denen ich nicht immer einverstanden bin, zu akzeptieren, als jemandem, der schon jahrelang eigenverantwortlich oder gar in einer Führungsposition gearbeitet hat. Da bin ich aber einer Meinung mit "Patenter Anwalt": wenn jemand das nun nicht ertragen kann, weil er meint, mit über 30 sei es für ihn nicht mehr angemessen, sich von einem Ausbilder etwas sagen zu lassen, dann soll er eben nicht mit über 30 eine Ausbildung beginnen. Wer allerdings herumschikaniert wird, zu völlig fachfremden Tätigkeiten von Kelleraufräumen bis Kaffeekochen ausgenutzt wird und infolgedessen nichts lernt, der sollte die Konsequenzen ziehen und sich nach einer anderen Kanzlei umschauen!