Diktieren etc.

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Diktator

Guest
Ich wollte mal einen Erfahrungsaustausch über die im unserem Job scheinbar so unabdingbare Diktiererei anregen.

Was Kurzbriefe angeht sehe ich ja ein, dass es eine sinnvolle Sache ist. Auch nach mittlerweile fast einem Jahr Übung kann sehe ich aber den Vorteil des Diktierens bei Patentanmeldungen, Bescheiden oder anderen wichtigen Sachen einzig und allein in der Tatsache, dass man nicht den ganzen Tag in den Monitor glotzen muss. Von Zeitersparnis kann nach meiner Erfahrung keine Rede sein, da man - wenn man gute Arbeit leisten will - ohnehin viel korrigieren muss und zudem durch das Tippen lästige Unterbrechungen hinnehmen muss, nach denen man sich immer wieder neu in das Thema hinendenken muss. Ich bezweifle zudem, dass eine schnell 'runterdiktierte Patentanmeldung ohne intensive Nachbearbeitung den Ansprüchen genügen kann, die ein Mandant bereichtigterweise stellen darf.

Zudammenfassend halte ich die Diktiererei für ein Relikt aus den Tagen der mechanischen Schreibmaschine und für nicht mehr zeitgemäß.

Sehr interessiert wäre ich allerdings an Erfahrungsberichten mit Spracherkennungssoftware - kann das Diktiertempo an das Schreibtempo eines leidlichen 10-Finger-Tippers heranreichen? Wie lange dauert das Training, bis alles wunschgemäß läuft? welche Software ist empfehlenswert?

Bin gespannt auf Eure Meinung
 

Physicus

BRONZE - Mitglied
Stimme ich nicht ganz mit Dir überein:

Denn es spielen da noch psychologische Aspekte eine Rolle.:

Abgesehen davon, dass man tatsächlich schneller spricht, als man tippt, kannst Du dich beim Diktieren voll auf einen a) exakt formulierten und b) argumentativ logischen Text konzentrieren anstatt auf die richtige Zeichensetzung und die Rechtschreibung zu achten. Das können die Mädels eh viel besser :).

Des weiteren ist der Mensch faul und neigt zum sparen an Worten wenn er sie selbst schreiben muss. Und genau das ist in einer Patentanmeldung schlecht. Beim Diktieren kann ich jedenfalls meinen Gedanken völlig freien Lauf lassen, dabei durchs Fenster über die Stadt schauen, lasse lieber ein paar Sätze mehr als zu wenig schreiben und am nächsten Tag kann ich dann den schon geschriebenen Text nochmals korrigieren. Mit einem "Relikt aus vergangenen Tagen" hat das meiner Meinung nach nichts zu tun!
 
M

MynonA

Guest
diktator schrieb:
Sehr interessiert wäre ich allerdings an Erfahrungsberichten mit Spracherkennungssoftware - kann das Diktiertempo an das Schreibtempo eines leidlichen 10-Finger-Tippers heranreichen? Wie lange dauert das Training, bis alles wunschgemäß läuft? welche Software ist empfehlenswert?
Wir haben Dragon Naturally Speaking 7, und ich bin recht zufrieden damit. (Zuerst mußte ich mich daran gewöhnen, deutlich schneller diktieren zu müssen als bei einem Diktat auf Band.)

Gegenüber früheren Versionen ist die Erkennungsleistung deutlich verbessert, und die am Anfang benötigte Trainingszeit hat sich auf ca. 15-30 Minuten verkürzt. Man kann mit einem digitalen Diktiergerät aufgenommene Texte problemlos nachträglich erkennen lassen. Außerdem stehen unterschiedliche Diktatsprachen sowie beide Versionen der DE-Rechtschreibung zur Verfügung.

Das Schreibtempo ist recht hoch, allerdings muß man hinterher den Text gezwungenermaßen sorgfältig überprüfen, da die Software gerne mal ein "den" in ein "dem" umwandelt oder ein "s" anhängt (was einer routinierten Schreibkraft natürlich nicht passieren würde). Leider kann ich das mit der analogen Variante nur schlecht vergleichen, da ich nicht unbedingt beurteilen kann, wie schnell ein "leidlicher 10-Finger-Tipper" wäre ;o)

Mir reicht es jedenfalls aus. Auch für die Hagen-Aufgaben.

Gruß,

M.
 
R

Robby

Guest
Ich find Diktieren super, spart Zeit, hält den Kopf frei und man ist nicht angenervt, wenn man mal wieder irgendwas (wie hier) tippt. Lange Abstände zwischen Diktieren und Korrigieren sind allerdings manchmal eine unangenehme Sache.

Inzwischen bin ich bereits bei der Zwei-Diktiergeräte-Methode angelangt:) Nebeneinander Beschreibung(1) und Bezugszeichenliste(2) beispielsweise.
 
M

Maggolino

Guest
Weitere Vorteile des Diktierens:

- schafft Arbeitsplätze, die sich, wenn man geübt ist (es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und bis zur Meisterschaft vergehen laut Kanzlei- und Anwaltskollegen gut und gerne 3 Jahre), von selbst rentieren,
- Das Diktierte klingt gegenüber dem Geschriebenen flüssiger. Die Neigung, Megasätze zu basteln, wird geringer,
- Man kann sich besser auf die benötigten Dokumente konzentrieren und
- es sieht extrem cool aus ;-)

Ich finde es gut, auch wenn meine Performance noch sehr gering ist und mir die Sekretärinnen manchmal leid tun, bei dem Stuss, den ich manchmal fabriziere.

Maggolino

P.S.: Welche digitalen Diktiersysteme sind denn zu empfehlen?
 
X

XYZ

Guest
durch jahrelanges, berufsbedingtes Training schreiben meine Hände während ich denke. Größere Korrekturen fallen mir auch am Bildschirm leichter als auf Papier. Endkorrekturen finde dagegen ich auf Papier besser.
Ich habe bisher noch nie was diktiert und fühle mich dadurch nicht im Nachteil. Warum viele so entsetzt darauf reagieren, hat sich mir bisher noch nicht erschlossen, da es doch im Grunde jedem egal sein müßte, wie andere arbeiten. Daher vermute ich, daß doch u.a. auch ein gewisser Dünkel damit einhergeht.
Diktieren ist für diejenigen gut, die es gewohnt sind und vor allem für diejenigen, die sich mit dem Tippen oder überhaupt mit dem PC schwer tun.
Für absolut notwendig halte ich es nicht. Allerdings nimmt man mit dem Selbstschreiben den Büroangestellten eine klassische Tätigkeit weg.
 
R

Roccafella

Guest
Zu beginn dachte ich (fälschlicherweise) auch, daß das Diktieren ein nicht mehr zu überbietender Anachronismus sei. Das ist jedoch nicht so richtig.

Wie beispielsweise schon richtig angemerkt, ist der Mensch von Natur aus faul, was leider dazu führt, daß man "Kleinigkeiten" gerne wegläßt, wenn man Sie schwerfällig eintippen muß.

Hinzu kommt, daß aufgrund der seriellen Bearbeitung schon von vornherein ein klares Konzept im Kopf vorhanden sein muß, bevor man diktiert. Dabei kann sich das Dktieren als eine gute Vorbereitung für etwaige mündliche Verhandlungen herausstellen.

Nichts desto trotz gibt es bei der parallelen Bearbeitung (bei der man ohne Probleme an beliebiger Stelle zu jder Zeit etwas einfügen kann) des Tippens auch gewisse Vorteile.

Man sieht, was man schreibt und gerät schwer in die Gefahr, etwas komplett zu vergessen.

Die Gliederung sowie der Inhalt können schon während des Schreibens optimiert werden.

etc...

Sofern man beide Vorteile für sich vereinen möchte, empfiehlt sich das Ausprobieren eines Spracherkennungssystems, was ja ebenfalls schon angesprochen wurde.

Ich habe zwei ausprobiert, Dragon Naturally Speaking 7 und IBM Via Voice Release 10 pro. Mit dem letzteren bin ich, was die Erkennungsgenauigkeit angeht, deutlich zufriedener als mit der Dragon Software, bei der allerdings die Handhabung etwas feiner ist. Das ist jedoch schließlich nur Nebensache.

Allerdings sollte man dennoch keine Wunder erwarten. Eine Erkennungsgenauigkeit von mehr als 90% ist Illusion - da sollte man sich nichts vormachen. Außerdem ist es nicht immer möglich, die Fehler allesamt a posteriori zu beseitigen, da die Programme teilweise doch einen ziemlich hirnrissigen Mumpitz verstehen, der aus menschlicher Perspektive überhaupt keinen Bezug mehr zu dem Gesprochenen hat.

Ich kann das IBM Programm trotz allem empfehlen, weil es insbesondere für längere Texte (wie Anmeldung, Einspruch, etc.) eine große Hilfe ist und einen guten Einstieg in das Hardcore-Diktieren gewährt.
 
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