Ausbildung in der Industrie

S

Sir Patent

Guest
Guten Tag!

Würde gerne meine Ausbildung in der Industrie machen. Welche IT-Firmen mit eigener Patentabteilung im Münchner Raum gibt es eigentlich? Herzlichen Dank.

Euer Sir Patent
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Vielleicht BMW? Wacker? MTU?

Giesecke & Devrient, Webasto (von denen habe ich mal Anzeigen gesehen)
Bosch Siemens Hausgeräte (Feng-Shui-Palast Neuperlach) - steht am Klingelschild ;-)

Aber vielleicht wäre eine Angabe Deiner erwünschten Branche nicht schlecht ... bei Chemie wirst Du in München vermutlich weniger finden als bei ET/IT
 
S

Sir Patent

Guest
Danke Danke! Das hilft mir schon weiter. Die gewünschte Branche ist "Kommunikations- und Informationstechnik".

Grüße!
 
G

Gast999

Guest
Dann würde ich es bei Siemens versuchen. Inwieweit die derzeit auf diesem Sektor einstellen, weiß ich leider nicht. Jedoch haben die auf ihrer Website einen eigenen Stellenmarkt. Schau doch mal rein, denn da kann man sich (soweit ich aus dem Kopf weiß), auch online bewerben. Viel Glück!
 

a_benny_a

Schreiber
Hallo liebe Forumleser.
Seit einiger Zeit spiele ich mit dem Gedanken, die Patentanwaltslaufbahn einzuschlagen. Gerne würde ich diese aber in einer "Industriepatentabteilung" durchlaufen und nicht in einer Kanzlei. Leider habe ich keine Ahnung, welche Firmen zum PA ausbilden. Weiß jemand von euch, ob es eine Liste, einen Link etc. gibt, der zum PA ausbildende Firmen nennt?
 
G

GAST_DELETE

Guest
Also eine Kandidatenausbildung ist nicht mit einer Lehrlingsausbildung zu verwechseln. Hier zählt nur das Prinzip Angebot und Nachfrage. Eine Industriepatentabteilung bildet idR nur für den eigenen Bedarf aus. Dafür werden aber bevorzugt nur langjährige eigene Mitarbeiter ausgewählt. Deshalb gibt es keine solche Liste, bestenfalls nur vereinzelte Stellenangebote in den entsprechenden Publikationen.

Nur wenn also dringender unmittelbarer Bedarf vorhanden ist, jedoch keine geeigneten eigenen Mitarbeitern gewillt sind, diesen mühsamen Weg auf sich zu nehmen, dann ist so ein seltener Moment vorhanden, dass eine Industrie-Patentabteilung externe Kandidaten einstellt. Die dauerhafte Bindung an die Firma ist einfach größer, wenn man eh schon länger bei der Firma arbeitet. Kandidaten in der Industrie müssen nun einmal ein vergleichbares Gehalt bekommen, wie ein normaler Entwickler, der mit vergleichbarer Qualifikation neu eingestellt wird. Sonst würde das Gehaltsgefüge in der Firma durcheinanderkommen. Diese Investition lohnt sich aber eben nur langfristig, da das Gehalt eben deutlich über dem eines Kandidaten in einer Kanzlei liegt, und hier schon oft genug entsprechende Kosten-/Nutzenrechnungen diesbezüglich angestellt wurden. Zudem kann man hier keine Bindungsklauseln an die Firma durchsetzen, weil z.B. der Betriebsrat nicht zustimmen dürfte. Außerdem steigt mit der Größe der Firma die Einarbeitungszeit, weil die Prozesse komplexer werden, an die man sich halten muß.

Die Chancen steigen aber enorm, wenn man quasi nur noch in den letzten Zügen seiner Ausbildung liegt. Dann rechnet sich das schon eher wieder. Enorm steigen die Chancen etwa, wenn einem nur noch ein, zwei Module der europäischen Prüfung fehlen.
 
T

theo

Guest
Alles korrekt, was GAST schreibt, dennoch ist eine Industrieausbildung für einen "Aussenstehenden" nicht komplett unmöglich.

Vorschlag zur Vorgehensweise: diejenigen Firmen, die auch potentielle Arbeitgeber sein könnten, wenn man in der Forschung bliebe, anrufen / anschreiben bzw. sich dort bewerben.

Manchmal muß ggf. der "Umweg" über eine kleine Firma genommen werden, die zum ersten Mal einen Patentmenschen sucht - da wird man dann mit allem konfrontiert und kann nur hoffen, daß die Firma einen guten externen Anwalt hat, der einen auf diesem Wege "anlernt". Und entweder bleibt man dann dort (und baut ggf. eine eigene Abteilung auf) oder man wechselt irgendwann in eine große Firma.
Dieser Weg ist allerdings sehr branchenabhängig und kann auch mehr Zeit kosten als z.B. eine Ausbildung in einer Kanzlei.
 
T

theo

Guest
Nachtrag: ein Blick in den "Großen Stellenmarkt" zeigt gleich mit dem ersten Stellenangebot (vom 1.8.), daß auch Berufsanfänger in den Patentbereich einer großen Firma einsteigen können - also: nichts ist unmöglich.
 
G

Gert

Guest
@Theo: Nicht jede Tätigkeit im Bereich des gewerblichen Rechtschutzes schließt eine Ausbildung zum (deutschen!) PA ein.
 
G

Gast2

Guest
In größeren Industriepatentabteilungen ist es mittlerweile üblich, dass man auch die deutsche PA-Prüfung macht (mir persönlich bekannte Beispiele: Daimler, Boehringer-Ingelheim, BASF).
Die Behauptung von Gast, dass langgediente Mitarbeiter bevorzugt werden, ist nicht (mehr) richtig. Es wird durchaus extern eingestellt, und zwar sowohl Anfänger wie auch fertig ausgebildete PA's.

Allerdings schreiben große Firmen Stellen für Anfänger häufig nicht aus. Hier kann ich also nur auf die "Blindbewerbung" verweisen; man muss dann als speziellen Wunsch eben die Patentabteilung angeben.

Wichtig ist, dass in der Industrie die deutsche Ausbildung üblicherweise über § 172 PatAwO geht, also ohne Amtsjahr, dafür erst nach 8 Jahren. Man beginnt üblicherweise mit der Europäischen Prüfung.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Gast2 schrieb:
Wichtig ist, dass in der Industrie die deutsche Ausbildung üblicherweise über § 172 PatAwO geht, also ohne Amtsjahr, dafür erst nach 8 Jahren. Man beginnt üblicherweise mit der Europäischen Prüfung.
Und das ist eben keine Kandidatenausbildung. Also stimmt die Aussage doch.
 
J

Jackhammer

Guest
Gast2 schrieb:
Wichtig ist, dass in der Industrie die deutsche Ausbildung
Ich erinnere mich da an die Aussage einer Bosch-Personalerin von vor etwa vier Jahren: Nur die "Leistungsträger" dürfen nach der EPA-Prüfung auch die deutsche machen. Das kann man wegen dem 172er (der nach 8 Jahren jedem auch ohne Erlaubnis des Arbeitgebers die Möglichkeit dazu gibt) also nur heißen, dass hier eine "echte" Ausbildung zum PA stattfindet, also mit Amtsjahr. Aber eben nur für die "Leistungsträger". Was immer das heißen mag.

Gast2 schrieb:
üblicherweise über § 172 PatAwO geht, also ohne Amtsjahr, dafür erst nach 8 Jahren. Man beginnt üblicherweise mit der Europäischen Prüfung.
Das sind für mich gleich zwei Nachteile, die sich nicht ausgleichen ("dafür"), sondern verstärken. Ohne Amtsjahr fehlt ein schwerwiegender Teil der theoretischen Ausbildung. Und darauf muss man auch noch acht Jahre warten, so dass das Gehirn in Sachen Lernen schön einrosten kann. Aber gut, immerhin ist die übelste Lernerei für die EPA-Prüfung in dem Moment ja schon vorbei. Für die deutsche dürfte es mehr ums Handwerkszeug gehen, aber das wird eben im dann fehlenden Amtsjahr intensiv geübt.
 
G

Gert

Guest
zu Bosch: Das stimmt, soweit ich weiss; die "Leistungsträger" machen die normale Ausbildung mit Amtsjahr. "Leistungsträger" heisst: mehrere Jahre im Betrieb und vermutlich ohne grossen Wechseleifer zu anderen Betrieben oder in die Selbständigkeit. Ich kenn einen, der ist damit auch sehr zufrieden.

Ansonsten: Lasst Euch nicht irgendeinen Blödsinn erzählen, hier kommen dauernd Leute mit "EPA-Ausbildung" und "§172-Ausbildung" daher. Wenn diese Ausdrücke fallen, sollte man sehr ganau hinsehen.

Und: Die Industrie ist nicht schlecht (wie es manchmal dargestellt wird) und man kann ohne Kandidatendasein und Kanzlei in einer Industriepatentabteilung ein sehr glückliches Leben führen.

Fazit: Zuerst sollte man sich darüber klar sein, was man will (Amt, Kanzlei, Industrie) und dann entsprechend anfangen. Spätere Wechsel sind meist mit Reibungsverlusten verbunden oder funktionieren unter Umständen gar nicht.
 
G

Gast2

Guest
Leute, versetzt euch einfach einmal in die Lage von a_benny_a:

Er hat einfach nach einer Ausbildung zum PA gefragt, von Kandidatenausbildung war gar nicht die Rede! Ich denke, wir sollten ihm erklären, wie es geht und worauf es ankommt und nicht mit letztlich sinnlosen "Was-ist-besser-Industrie-oder-Kanzlei"-Diskussionen langweilen.

Man benötigt letztlich beide Prüfungen, die deutsche Prüfung und die europäische Prüfung.

In der Industrie ist es üblich, erst die europäische Prüfung zu machen und dann die deutsche Prüfung; in einer Kanzlei ist es umgekehrt. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile.
Für eine Kanzleitätigkeit ist die deutsche Prüfung "Pflicht", in der (Groß)industrie ist die europäische Prüfung (im Regelfalle) "Pflicht".


Zwischen Kanzlei- und Industrietätigkeit gibt es gewisse Unterschiede, aber im Kernprofil sind beide Tätigkeiten die gleichen. Im Grunde sind nur die Schwerpunkte der Tätigkeit unterschiedlich. Hier muss jeder für sich nach seinen Vorlieben und Wünschen eine Entscheidung treffen.

Ich kenne viele Leute, die von einer Kanzlei in die Industrie gewechselt haben und umgekehrt. Beides geht und ist heutzutage durchaus üblich.

a_benny_a, wenn Du noch Fragen zur Tätigkeit in der Industrie hast: Einfach hier stellen, ich beantworte sie gerne. Zur Kanzleitätigkeit werden dir andere gerne Auskunft geben.
 

ich

BRONZE - Mitglied
Als ein paar Unterschiede der Arbeit in der Industrie würd ich mal nennen:

  • Du schaust von einem anderen Blickwinkel auf Deine Anmeldungen. Es geht nicht darum *irgendwas* patentiert zu bekommen (um dem Klienten scheinbaren Erfolg vorzugaukeln), sondern genau das was der Firma weiterhilft. Strategic prosecution.
  • Neben Anmeldungen schreiben wirst Du auch mehr mit Due Diligence und Freedom-to-operate Analysen zu tun haben. Was machen andere ? Was kann ich machen um andere zu blockieren (oder cross-zu-licensen) ?
  • Du hast mit ein- und Auslizensierungen zu tun.
  • Du hast vermutlich (hoffentlich !) regelmässig Kontakt zu den Erfindern und bist regelmässig in strategischen Meetings zugegen, damit Du proaktiv eingreifen kannst.
  • Du schlägst Dich mit dem Arbeitnehmererfinderrecht herum
  • Jegliche Publikation und jegliche Präsentation die jemand in der Firma geben will läuft über Deinen Tisch und Du schaust ob etwas patentierbares drinsteht oder ob sonst etwas drinsteht was nicht im Sinne der Firma nach draussen darf.
  • Du kümmerst Dich in einem IP Department evtl auch um Trademarks, Laborbücher etc.

Vermutlich nicht erschöpfend, und ziemlich sicher trifft auch nicht in jeder Firma alles zu, aber ich hoffe dies hilft Dir um mal einen Eindruck zu bekommen

Ich persönlich finds auf jeden Fall abwechslungsreicher und im Vergleich zur Kanzlei hat man vmtl mehr Freiheiten. Aber wie schon oft gesagt - alles Geschmackssache

ich
 
G

GAST_DELETE

Guest
Gast2 schrieb:
Er hat einfach nach einer Ausbildung zum PA gefragt, von Kandidatenausbildung war gar nicht die Rede! Ich denke, wir sollten ihm erklären, wie es geht und worauf es ankommt und nicht mit letztlich sinnlosen "Was-ist-besser-Industrie-oder-Kanzlei"-Diskussionen langweilen.
Der Punkt ist doch, dass eine Ausbildung eine Verpflichtung des Arbeitgebers beinhaltet, bei der Kandidatenausbildung insbesondere gegenüber dem DPMA. Bei dem Europäischen Weg und dem §172 Weg ist das eben nicht so. Den Weg kann jeder machen. Die einzige Voraussetzung ist, auf dem Gebiet Patentwesen für die Europäische Prüfung bzw. ganz allgemein auf dem Gebiet gewerblicher Rechtsschutz nach §172 PatAnwO gearbeitet zu haben. Das setzt keine Ausbildungsverpflichtung des Arbeitgebers voraus. Es liegt alleine in der Verantwortung des Prüflings. Deshalb kann ein Arbeitgeber seinem auf dem Gebiet tätigen Angestellten diesen Weg auch nicht vorenthalten.

Die paar tausend Euros für das Fernstudium und eventuelle CEIPI-Kurse könnte man zur Not noch selber aufbringen, wenn es einem Ernst ist. Die notwendige Literatur hat man meist sowieso beim Arbeitgeber verfügbar.

Und die Frage war nach der Liste von "ausbildenden Firmen". Die gibt es nun mal nicht (auch ohne auf dem Thema Ausbildung herumzureiten).
 
B

Bin Tanken

Guest
@ich: Endlich mal ein vernünftiger Diskussionsbeitrag.

Aber: Ich wundere mich schon die ganze Zeit, dass es keinen kollektiven Aufschrei im Forum gibt. Aber wahrscheinlich sind alle im Urlaub. Dieser eine Absatz hier ist nicht nur gewagt, sondern eigentlich schon eine Frechheit:

ich schrieb:
- Du schaust von einem anderen Blickwinkel auf Deine Anmeldungen. Es geht nicht darum *irgendwas* patentiert zu bekommen (um dem Klienten scheinbaren Erfolg vorzugaukeln), sondern genau das was der Firma weiterhilft. Strategic prosecution.
Ich frage mich zunächst, wo der andere Blickwinkel herkommen soll. Man steht genauso außerhalb der Entwicklungsabteilung wie der PA außerhalb des Mandanten(!)-Unternehmens ("Klient" ist denglisch). Nur weil man auf dem Betriebsgelände sitzt, hat man noch lange nicht mehr Voraussicht, was die Firma in der Zukunft brauchen können wird. Oder bekommt man mit dem Werksausweis eine Glaskugel ausgehändigt?

Die eigentliche Frechheit ist aber die Unterstellung, dass ein freier PA "irgendwas" beansprucht und damit seinen Mandanten schlechter stellt als irgendwie möglich.

Zunächst: Wessen innere Verpflichtung, gute Arbeit zu leisten ist wohl größer - die des freien PA, der auch in Zukunft Mandanten braucht und sich sicher nicht freiwillig bei jedem späteren Streit für ein unbrauchbares Schutzrecht rechtfertigen will, oder die des angestellten Industrie-Patentingenieurs, der sich keine Sorgen um gar nichts zu machen braucht und im allerschlimmsten Fall nicht mal etwas Negatives im Zeugnis stehen haben darf?

Grundsätzlich ist die Antwort wohl klar, aber wir können gerne annehmen, sie sei für beide Gruppen gleich groß.

Deiner Aussage nach zu urteilen können Industrie-Patentleute dann offenbar irgend etwas besser als Patentanwälte. Denn welchen Grund hätte ein freier PA, schlechter zu arbeiten als ein Pat-Ing, außer, dass er es einfach nicht gleich gut könnte?

Du behauptest also quasi, dass Industrie-Patentleute prinzipiell bessere Anmeldungen schreiben beziehungsweise das Prüfungsverfahren besser führen können. Von welchem Baum hast Du diese Vermutung gepflückt?

Das billige "management speak" von der "strategic prosecution" kann man sich übrigens auch ersparen. Bringt keinem Menschen was. Ist sozusagen Blabla. Könnte aber die Vermutung nähren, dass Du noch nie in einer freien Kanzlei gearbeitet hast und stattdessen lieber plumpen Gerüchten glaubst.
 
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